Sonntag, 5. Dezember 2010

Sehr surreales Helden-Epos

Das AuGuSTheater beschert sein Publikum kurz vor Weihnachten nochmals mit etwas Neuem: Das fünfte Stück dieser Spielzeit ist gleichzeitig die dritte neue Produktion und: immerhin das 17. selbstverfasste Stück des Theatermacher-Duos Claudia Riese und Heinz Koch. Claudia Riese: "Wie schon häufiger sahen wir uns gezwungen, selbst was zu schreiben, um bestimmte aktuelle, das Publikum echt interessierende Themen künstlerisch aufgreifen zu können."

Diesmal kann zusätzlich das Publikum eingreifen, "mitschreiben": Die ersten drei Vorstellungen des neuen Stücks sind angesetzt als sogenannte "Try outs", bei denen im Zuge einer "Neu-Ulm-Tournée" in einem Eiscafé, in einer Bodega und im zum "Café Abstellgleis" umgebauten Theaterfoyer getestet wird, was wie vor Publikum Bestand hat. Die Erkenntnisse aus den Reaktionen während der Probeaufführungen sowie aus den Gesprächen nachher fließen in das Stück ein, das dann in entsprechender Fassung Anfang Januar Premiere hat.

Das Stück trägt den schönen Titel "Helden auf dem Abstellgleis". Es geht um drei Männer - ihre Geheimnisse und Niederlagen, ihre LebensLügen und RettungsAnker, ihre Träume, ihre TraumTänzerei und PhantasieKonstrukte. Der Untertitel könnte auch lauten: "Hulka, Aigner, Koch". Die drei agieren als René, Sigmund und Mr. Spock, aber auch als Hepatitis, Diabetes und Phidippides.

Heinz Koch: "Wir haben uns ein sehr surreales Heldenepos geschrieben. Rein formal hat uns dabei sehr interessiert, was im Computerzeitalter Alltag ist: das permanente Verschieben von Ebenen. Inhaltlich kommt es nicht von ungefähr, dass eine Facette des Trios mit den Alias-Namen "René, Sigmund , Mr. Spock" umschrieben wird. Tatsache aber ist auch: Wir haben sehr viel dem Alltag abgelauscht. Wir haben einfach nur zugehört, wenn in Cafés, Arztpraxen oder auf Straßen und Plätzen rumgetönt wurde. Unsere Helden (Maulhelden?) verwechseln ständig Wirklichkeit und Fiktion. Sie leben eine Art reales 'Second Live' - Motto: 'Die ganze Welt ist eine Bühne ... sein Leben lang spielt einer manche Rolle'. Und die Bühne des Lebens unserer drei sogenannten Helden? Ist vielleicht sowas wie ein Heim für gealterte Künstler (mit 'the same procedure like every day') oder vielleicht sowas wie ein Stammlokal in Punxsutawney (wo täglich das Murmeltier grüßt)."

Jedenfalls werden von den Helden große Worte gelassen ausgesprochen, und es wird manch höherer Blödsinn verzapft. Meist ist das eine vom anderen gar nicht zu unterscheiden. Jeder ist überzeugt, jeder für sich:
Ich gehöre hier eigentlich gar nicht her!

Fragt man sich:Wo sind sie denn?
Weshalb sind sie dann da, wo sie sind?
Unternehmen sie was, um da wegzukommen?

Und: Wohin könnte ihre Reise gehen?
Rund um Lummerland?

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Dienstag, 30. November 2010

Stan & Olli - subversiv im Sinne Peymanns?



„Woher rührt der intellektuelle Dünkel gegenüber allem, was populär ist oder einmal populär war?“
Das fragt sich Sven Hanuschek in „Laurel & Hardy. Eine Revision“. Und gibt dann zu bedenken:
 „Schließlich ergibt sich jeder in einem Winkel seiner Persönlichkeit dem Kitsch, den er auf anderen Gebieten hemmungslos verfolgt. Unter Karl Kraus und Robert Musil tun wir's nicht, aber die Schlager unserer Kindheit hören wir doch ganz gern. Heimlich. Oder wir sehen die Filme unserer Jugend weiterhin, vielleicht sogar offen, es ist ja auch hin und wieder schick, zu solchen Untiefen zu stehen.“
Also, den Hanuschek lese ich gern. In diesem Buch über die Schauspielkünstler Stan Laurel und Oliver Hardy, die bei uns gern als „Dick und Doof“ verschlissen werden, findet sich einiges, was mir runter geht wie Öl. Tatsächlich erfahre ich einige für mich höchst aufschlussreiche biografische Daten und Fakten über jeden der beiden und das Duo.
Andererseits erzählt der Autor sehr viel über ihre Arbeitsweise und deren Hintergründe, über die Bedingungen und die „Philosophie“ ihres künstlerischen Schaffens. Zum Beispiel lese ich da so lapidar hingeschriebene Sentenzen wie:
 „… die Erzeugung von Komik ist eine seriöse, schwierige Tätigkeit. Zweifellos haben Laurel wie Hardy ihre Aufgabe als Komiker ernst genommen, sehr ernst.“.   
Sie sollen alles, was sie gespielt haben, immer so gespielt haben, als sei es Macbeth oder Hamlet, soll der Musical-Sänger und Komiker Eddie Cantor über sie gesagt haben, mit dem Zusatz: „That, to me, has always been a true sign of comic genius.“ Peng. Das haut manchem den Bowler runter.
Schon häufiger hab ich den Satz zitiert: „Das Leichte ist besonders schwer!“ Damit ist ja gemeint: „Es ist schwer, Komödie zu machen.“ Was ist denn komisch? Was ist funny? Stan Laurel wusste es, er war lange genug auch Bühnendarsteller (Vaudeville), vor Live-Publikum, wusste von daher zu timen, Reaktionen zu provozieren und abzuwarten, was dann in die Filme mit hinüber genommmen wurde (zum Beispiel durch eine längere Einstellung auf Ollis Gesicht, welches dieser in Reaktion auf eine Stan-Aktion schnitt).
Stan Laurel hat sich aber geweigert, irgendwo zu lehren oder gesprächsweise von sich zu geben, was für ihn funny ist. Dick van Dyke will so eine Passage im Gedächtnis haben, in der Laurel auf die Frage ‚was ist komisch’ geantwortet haben soll: „How do I know? Can you analyze it?“ Alles, was er wisse sei „just how to make people laugh“. Peng! Jetzt muss der Zylinder runter.
Die beiden haben sich in die Voraufführungen ihrer Filme gesetzt, haben die Lacher mitgezählt; das Ergebnis hatte jeweils Folgen: Es wurde umgeschnitten, gekürzt, neu gedreht. Die Filme hatten, bevor sie ins Kino kamen, Tausende gesehen. Und es darf in diesem Zusammenhang erinnert werden: Shakespeare-Stücke sind nicht die Frucht eines Erfinder-Autors – sie sind praktisch das Protokoll dessen, was vom Ensemble in zig Aufführungen vor Publikum erprobt und was sich so als haltbar (und publikumstauglich) erwiesen hatte.
Dario Fo arbeitet so ähnlich. Tabori hat sinngemäß gesagt, eine Premiere ist nur eine Station, man zeigt, was man bis dahin erarbeitet hat. Machst DU so was mit bestimmten SchauspielerInnen heute, scheiterst Du.  Für manche ist es Pflicht der Regie, von Anfang an zu wissen, wann und wo welcher Effekt, welcher Gag, welcher Gimmick gesetzt wird. Und dann, bitte, bitte, nicht mehr dran rütteln. Diese KollegInnen schwätzen ihren Text auch in jede Publikumsreaktion hinein, hören meist auch nicht wirklich, was andere auf der Bühne tun, liefern ihren Text dessen ungeachtet und treten dann sozusagen geistig ab, bis sie wieder „dran“ sind (mit Text).
Was komisch ist, worüber wir lachen – da gibt es ja ne Menge Theorien. Große Geister haben sich damit befasst. Wann, wie auf der Bühne gelacht wird, über was auf der Bühne gelacht, wer oder was verlacht werden darf – da könnte man Bücher schreiben. Oder ein paar kategorische Imperative verfassen. (Memo: mal – wieder – reinschauen in Lessing Hamburgische Dramaturgie). Da zu meiden, was zu meiden ist (Lacher auf Kosten von Menschen, die bestimmte Eigenschaften nicht zu verantworten haben und nicht ändern können), aber das Übrige hemmungslos und verwegen das dem Gelächter preisgeben – das unterscheidet gute Komödien von schlechten.

Jetzt les ich gerade in einer dpa-Meldung:
Der Regisseur und Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann (73), ist über den ‚traurigen Zustand’ des Gegenwartstheaters entsetzt und sieht es auf dem Weg in den Niedergang. Das Theater habe seine ‚subversive Kraft’ verloren und sich selber aufgegeben, ‚außer Gefecht gesetzt’, habe Peymann gesagt - bei der Buchvorstellung des Theater- und Kunstkritikers Peter Iden (72). … Für Peymann ist das Theater selbstverschuldet ,in eine Nische der Gesellschaft’ geraten, das zeige auch, ‚wie wenig wichtig wir heute sind’. Das eigentlich Bedrohliche sei aber, ‚dass wir uns auch selber nicht mehr ernst nehmen’, so heißt unter anderem in der Meldung.
Hätt ich ganz gern gewusst, Herr Peymann: subversiv wem gegenüber? Also wem gegenüber
„aufrührerisch, aufsässig, aufständisch, aufwieglerisch, rebellisch, revolutionär; widersetzlich, zersetzend; (schweiz.): auflüpfisch; (geh.): aufbegehrend; (bildungsspr.): rebellierend …“,

um mal das Synonymwörterbuch zu bemühen.Dem Souverän gegenüber? Wer ist das? Doch das Volk – also: das Publikum. Da attackiere mal, Kollege Peymann! Die machen das lustige Geräusch mit den Lippen. Und wenn es sich rumgesprochen hat, dass sie was um die Ohrlappen kriegen, kommen sie gar nicht.
Kommt mir nur der  Gedanke: So subversiv wie Stan und Olli sein, das wär’s doch, könnte klappen. Auf Lacher spielen. Über Menschlich-allzu-Menschliches, den alltäglichen Wahnsinn, über menschliche Eigenschaften, welche die Träger dieser Eigenschaften ändern können. Und ändern müssten! Da müsste man aber die „Methode Shakespeare“ anwenden: Da dürfte man sich nicht zu fein sein, immer wieder vor Publikum zu erproben, was letztlich halt- und brauchbar ist.
Ob da dann zum Subversifizieren noch viel Klaschisses (wie Loriot, nein, eher: Heinz Erhardt sagen würde) übrig bleibt?

Sonntag, 7. November 2010

Hurra - es kann schief gehen!

Irgendwie ist es ziemlich schräg: Man sitzt da und denkt: "Du hast schon ziemlich lange nix gebloggt. Es wird mal wieder Zeit." Und dann quält man sich mit der Frage: "Interessiert sich eine Sau für das, was man von sich gibt?"

Also gut, der Entschluss, was zu bloggen, ist gefasst. Aber was? Was soll man denn bloggen? Die Zeit war knapp? Alles geht so schnell? Ich bin schon fast in Rente? Hab ich noch was vor?

Aber Hallo! Beten wir es mal runter, wie sich die neue Spielzeit anließ. Erst mal haben wir "Versteh einer die Frauen" aufgenommen. Da mussten wir zwei von vier Positionen umbesetzen. Dennoch war es richtig, diese Mühe auf sich zu nehmen. War irgendwie nochmals neuer Fun. Für uns und fürs Publikum!

Dann haben wir ja "Frühstück bei Kellermanns" noch einmal ins Vorspielzeit-Programm genommen. Das war ein Volltreffer. Davon war das Publikum derart begeistert ... Bei den letzten drei Vorstellungen hätte man am liebsten unendlich extemporiert, um es vollständig auszukosten. Wenn es mal nahe dran ist, dass ein Theater vor Jubel zerlegt wird ... Wer erfasst, welches Potential dieses Stück bietet, wenn man es leicht modernisiert, der wird Mordserfolge feiern ... Die Ursula Haucke hat da vor 30 Jahren einen Knaller geschrieben. (Aber die Künstler spielen ja lieber immer wieder "Faust".)

Nun sind die ersten Neu-Produktionen der Spielzeit rausgekommen. "Venedig im Schnee" war zur Premiere noch ziemlich, na ja. Die beiden Rezensionen in der Presse (hier und hier) und eine konstruktiv monierende Publikumsstimme haben aber dem Teil des Ensembles, welches kritische Anmerkungen für seine Arbeit hinnehmen musste, die Augen geöffnet für das, was der Regisseur die ganze Zeit gepredigt hatte. Manchmal sind diese Schocks heilsam. Zusätzlich hilfreich war auch der dann rumgereichte Artikel "Urknall der modernen Komik" in der Süddeutschen, den man allen um die Ohren hauen möchte, die so gern die E-Kunst anbeten und die  U-Kunst verächtlich machen.

Und dann haben wir binnen acht Tagen die zweite Premiere rausgebracht. Ein Achtungserfolg für einen Monolog. Allerdings vom Superautor Gabriel Barylli. Die Presse (hier und hier) und das Publikum sind sehr, sehr angetan von "Penny Lane". Amüsiert und berührt. Wird auch zu wenig gespielt, dieses "Penny Lane".

So also fing die Spielzeit an. Es ist kaum zu schildern, wie das zu bewältigen ist, mit nicht mal einem halben Dutzend Leuten. Wäre auch fürs Publikum langweilig. Und die KollegInnen? Wollen es doch auch nicht wissen. OK! Akzeptiert. Bleibt noch zu sagen: Nun stecken wir mitten drin im nächsten Stück, in "Helden auf dem Abstellgleis".

Da war jetzt das erste Meeting des Methusalem-Triumvirates. Dabei musste mal erklärt werden, was ein Holodeck ist, welche Rolle Descartes in der Philosophie spielt, wer Jim Knopf ist, warum "Gott" von Woody Allen so phantastisch ist, wieso Mr. Spock zu Phidippides (der Original-Marathon-Läufer) mutiert, welche Rolle die Frauen im Publikum als "Klassischer griechischer Chor" übernehmen könnten und vor allem: Warum das alles nicht im Theater spielt, sondern "woanders".

Gerard, ein Wiener, der den Sigmund spielt, den Erfinder des freudschen Versprechers, stellte trocken und ziemlich zutreffend fest: "Das wird eine Herausforderung!"

Indeed! Da machen wir eine Neu-Ulm-Tournne. Rund um den Petrusplatz. Am Wochenende gehen die "Proben" los. Und da kann manches ziemlich schief gehen. Hurra! Eintritt muss dennoch bezahlt werden.

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Samstag, 23. Oktober 2010

Womit sollen wir fliegen?

                           
Entwurf Blumenmädchen
Entwurf Zebrastreifen

Am 4. November hat im studio des AuGuSTheater Neu-Ulm Premiere: "Penny Lane". Dazu haben wir vom Ulmer "Buero Plan D" zwei Entwürfe für einen Flyer bekommen. Die stellen wir hier vor, weil wir gern erfahren möchten, was Ihr dazu meint. Also: Wir bitten um viele Kommentare.

Ihr könnt den folgenden Text zum Stück lesen oder diese Slidshow angucken, um etwas informierter zu sein.

Das AuGuSTheater präsentiert mit diesem Stück in Kooperation mit Veit Relins Torturm-Theater (Sommerhausen) die deutschsprachige Erstaufführung in der Originalbesetzung. Die Schauspielerin Heide Hoffmann, die am AuGuSTheater derzeit auch für die Rolle der Patricia in "Venedig im Schnee" engagiert ist, hat in Gabriel Baryllis "Penny Lane" als Susanna ein großes Solo, für das sie bislang viele gute Kritiken bekam.

Susanna sitzt am Computer und "unterhält" sich per Head-Set und Mikrophon mit ihrer Freundin. Die beiden stehen in der Mitte ihres Lebens und kennen einander schon seit den Zeiten, als auch ihre Generation die Beatles gehört hat. Heute befinden sie sich in konträren Lebenssituationen. Susanna erzählt von vergangenen Beziehungen, deren Anfang, deren Höhepunkte, deren Ende. Dabei gesteht Susanna zum Beispiel: "Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich rede?"

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Samstag, 16. Oktober 2010

Ich bin doch nicht der Adabei

Gestern war in der Süddeutschen Zeitung eine Beilage des Deutschen Bühnenvereins, Landesverband Bayern zu finden, zwölf Seiten, halbes Format, Titel: "Theater in Bayern". Spielzeit 2010 / 11". Wir waren auch drin: auf Seite drei oben, in einer Leiste mit den Logos aller Mitglieder. Wir in der Süddeutschen!

Gut, man musste es mit der Lupe suchen. Aber: Wir in der Süddeutschen! In meiner geliebten Süddeutschen. Ich habe grad wieder ein Probe-Abo, 14 Tage, sonst hätt ich die Beilage gar nicht gefunden, in meinem Stammcafé sind die Beilagen immer raus.

Grußwort des Präsidenten (Prof. Klaus Zehelein), Imagetext des Landesverbandes und dann: neun Mitgliedstheater, jedes mit fast einer ganzen Beilagen-Seite. Komödie im Bayerischen Hof, Theater Augsburg, E.T.A.-Hoffmann-Theater (Bamber), Staatstheater Nürnberg, Landestheater Coburg, Landestheater Schwaben (Memmingen), SchauBurg (München), Theater Regensburg, Mainfranken Theater Würzburg.

Damit verglichen, waren wir mit unserem Mini-Logo da nun alles andere als richtig bei der Musik.

Und demnächst wird wieder "Der Faust" verliehen, am 27. November. Da kann ich dabei sein, irgendwo auf dem Rang des Aalto-Theaters in Essen, also auch nicht wirklich bei der Musik. Diesmal sind noch mehr "Etablierte" (Namhafte, Bekannte) nominiert, praktisch nur noch "Etablierte" (Namhafte, Bekannte). Und vielleicht moderiert ja Kurt Krömer zusammen mit Frau Maischberger. Na, schlechter als beim Fernsehpreis 2010 und bei der ersten Faustverleihung kann's ja nicht werden. Trotzdem werd ich auf den mir reservierten Platz x in Reihe y verzichten. Ich spiel an dem Tag wieder - wie fast - immer selbst! Und da bin ich in jedem Falle bei der Musik. Und wie! Und wer will, kann da mit mir "Gemeinsam etwas erleben" (mein Theater-Leitmotto).  

Im Mai / Juni sind dann die 29. Bayerischen Theatertage. Ich soll mir jetzt schon überlegen, ob ich dabei bin. Ich brauch noch nicht zusagen, mit welchem Stück. Ich weiß noch nicht, ob ich mir überhaupt was überlege, frage mich, ob da adabei sein muss. Als Theater mit einem Jahresetat, der kleiner ist als ein Intendantengehalt am Statstheater München (schätze ich mal), spiele ich bei den Theatertagen nach aller Erfahrung allenfalls Triangel. Unddas ist in meinen Augen ein Instrument, mit dem man nicht wirklich musizieren kann.

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Sonntag, 10. Oktober 2010

Welches Poster für "Venedig im Schnee"?

Godola à la Venezia                 Venezianische Maske

Für das Stück "Venedig im Schnee" hatte das AuGuSTheater Neu-Ulm über Facebook sozusagen einen Stein ins Wasser geworfen, der seine Kreise gezogen hat. Wir verkündeten: "Wir möchten auf die Schnelle ein Plakat machen - wer hat eine Idee?"

Schließlich gibt es im fb-Freundeskreis genügend GrafikerInnen und DesignerInnen. Und tatsächlich, unsere Hoffnung trog nicht: Einschlägig versierte Facebook-Freunde nahmen Kontakt auf (siehe fb-Notiz, einschließlich Kommentare). Wir trafen uns zu Gesprächen und bekamen rasch erste Entwürfe, was toll war. Wir stellten eine Scribble und einen Entwurf vor. Und einige waren bereit, Ihre Ansicht zu äußern. Die Kommentare aus der Community waren sehr konträr, teils kritisch, teils zustimmend.

Wir konnten und wollten uns nicht sofort entscheiden, zumal Facebook wieder einmal wunderbar funktionierte: Wir wurden hartnäckig und wiederholt aufmerksam gemacht (Danke @Veronika Simmendinger) auf das "Buero-PlanD" in Ulm ( http://www.buero-pland.com/ ) - "Wenn die es nicht können, kann's keiner". Wir trafen uns mit dem jungen Duo, brieften die beiden und jetzt liegen uns fünf Vorschläge vor, die uns sofort feststellen lassen: Wir brauchen keinen sogenannten "Plan B" mehr - eine der fünf Versionen wird es sein.

Beii internen Diskussionen haben sich wiederum zwei Alternativen als Favoriten herauskristallisiert. Die stellen wir hier vor. Und wir fragen die Community: Welches würde Euch an Litfass-Säulen eher ansprechen? Die venezianische "Maske" oder die "Gondola da Venezia"?

Welches würdet Ihr als DIN A1-Plakat wählen?

Mehr Infos zum Stück hier: http://theater-neu-ulm.de/cmsroot/stuecke/venedig-im-schnee/ 

 

 

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Sonntag, 3. Oktober 2010

Keine Leute, keine Leute ...

Den uralten DDR-Witz, ein Ehepaar habe sich,
um sich den Wunsch nach Gruppensex erfüllen zu können,
einen großen Spiegel gekauft und, nach dem Grund gefragt,
gestöhnt: "Keine Leute, keine Leute ...".
Damit wurde darauf angespielt, dass in der TäTäRä alles,
was zwei Beine hatte, irgendwie in Beschäftigungsverhältnissen
untergebracht waren und in den Betrieben deswegen dauernd über
Personalmangel geklagt wurde.

Ich muss auch mal kurz aufseufzen: 
Wenn ich doch nur Leute hätte.

Ich suche dringend jemanden, der oder die
professionell meine Print-Produkte gestaltet.
Ich brauche wen, der oder die qualifiziert bei
den Theatervorstellungen die Licht- und Tontechnik "fährt".
Und eine oder einer, der sich mit den Arbeiten auskennt,
welche im Büro eines kleinen Betriebs anfallen,
wär auch nicht schlecht

Ein Spiegel hilft da nicht weiter!
Nicht mal ein Spiegelsaal.

Ich hab schon ganz schön Stellen ausgeschrieben,
der Markt scheint leergefegt.
Also - mach ich weiter alles selbst und ständig.
Das trag ich ja auch überall ein: selbständig.

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Sonntag, 26. September 2010

"Reisende, unterwegs in unvorstellbare Länder"

Mein Lieblingstheaterstück heißt „Gott“, geschrieben hat es einer meiner Lieblingsautoren, Woody Allen. Spielen können wir es nicht, weil es zu viele Rollen hat, die man nicht doppelt besetzen kann. Man braucht mindestens 13 SpielerInnen. „Der Gott des Gemetzels“ ist das derzeitige Erfolgsstück von Yasmina Reza, deren „Drei Mal Leben“ wir mit Ulrich Mühe und Susanne Lothar in Wien gesehen und auch selbst inszeniert haben. „Gott ist ein DJ“ ist ein Stück von Falk Richter, welches bei uns aller Wahrscheinlichkeit nach kein Publikum finden würde. Gibt man bei Theatertexte den Begriff „Gott“ ein, kriegt man rund 50 Treffer in allen Sparten. Das geht von „nullvier - Keiner kommt an Gott vorbei“ (Musical von Enjott Schneider zum 100jährigen Jubiläum des FC Schalke 04) über „Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott“ (Musiktheater, Pedro Calderón de la Barca) und „Gott der Träume“ (Don DeLillo) oder „Krach im Hause Gott“ (Felix Mitterer) bis zu „Gott im Wienerwald“ (Peter Turrini) und „Der Mann, der Gott im Schrank hatte“ von Michael Walczak. Dieses letzte zum Beispiel, ein Schauspiel, zu besetzen mit drei Damen und vier Herren, wird vom Verlag (Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. GmbH) so beschrieben:

„Adam und Kama verdanken ihre ersten intimen Erfahrungen der sturmfreien Bude während des Papstbesuchs. Auch die sehr gläubige Frau ist mit ihrem besten Hut am Kopf zum Papst gepilgert. Der Mann, der Gott im Schrank hat, geht nicht zum Papstbesuch, sondern isst lieber mit Gott gemeinsam Pizza. Doch wo bleiben die Antworten auf seine Fragen? Ein zynisches Stück über Glauben, Kirche und Gott.“

Mal angenommen, ich hätte das Geld, zum „Stamm“ fünf zusätzliche SchauspielerInnen zu engagieren, angenommen, das Stück würde mir gefallen – könnte ich das so in meine Ankündigungen (Print und online) übernehmen: „Ein zynisches Stück über Glauben, Kirche und Gott.“ ??? Ich kann mir schon vorstellen, wer da alles aufmarschieren und intervenieren würde. Es gäbe ne Menge Trouble, vor allem, wenn der Inhalt dem entspricht, was propagiert wird. Und das Schöne: Die meisten Opponenten würden opponieren, ohne es gelesen, geschweige denn gesehen zu haben. Wer provozieren möchte, vor allem, wenn er „Gott“ noch durch Synonyme ersetzen würde, ist wahrscheinlich gut dran mit „Der Mann, der Gott im Schrank hatte“. Nun hab ich aber noch alle Tassen im Schrank und frage mich, warum soll ich ein Stück machen mit einer Figur, die nie jemand gesehen hat, die sich allem Erfassen entzieht, die nicht zu begreifen ist, aber von so vielen doch benutzt wird, als Supernanny („Nimm den Finger aus der Nase, der liebe Gott sieht alles!“) oder Sachwalter der eigenen Herrlichkeit („Herrscher von Gottes Gnaden“) oder als Alibi für die verrücktesten Lebensentwürfe oder als Prejektion der eigenen Allmachtsphantasien? Warum soll ich mich da in irgendwelche Nesseln setzen? Hatte der eine Physik-Gigant, Albert Einstein, noch an ihn geglaubt und über ihn gesagt: „Gott würfelt nicht“, so stellt der aktuellere Physik-Grande, Stephen Hawkings, in einem brandneuen Buch fest: „Gott ist tot“. Soll ich Hawkings glauben? Und warum soll ich dann ein Stück mit dieser Projektion machen? Woody Allen ist kein Physiker. Aber in „Gott“ muss der Sklave eine Botschaft an den König überbringen. Und diese Botschaft lautet doch tatsächlich „Gott ist tot“. Jetzt muss der König alles, was er bisher angeblich in SEINEM Namen getan hat, verantworten. Er will, um das zu vermeiden, den Boten umbringen, so dass Gott weiterhin nicht in Frage gestellt ist und er als König schalten und walten kann wie bisher. Und so halten es die kleinen und großen Könige dieser Welt, all’ die Herrscher, Patriarchen, Präsidenten, Häuptlinge, Clanchefs, Bosse. Sie wollen uns schön gottes-fürchtig halten, damit sie umso bequemer herrschen können. Über den Zeus der Griechen konnten wir lachen, auch über den Manitou der Indianer. Aber diese bewusst amorph gehaltene Idee, für die man auf Kreuzzug gegangen ist, in deren Namen heilige Kriege angezettelt werden, die für alles herhalten muss(te), was man Menschen antun kann, sogar als Auftraggeber für Stock- und Peitschenhiebe, welche strenge Sektierer ihren Kindern verpassen zu müssen glauben, oder für die Steinigung durch Vergewaltigung schwanger Gewordener, über die darf keinesfalls gelacht werden, über deren Stellvertreter auf Erden darf man keine Witze oder Karikaturen machen, denn: Die hat die Funktion, die Woody meint, wenn er zum Thema Gott auch sagt: „Wenn es einen gibt, dann ist der Mensch nicht allein verantwortlich für seine Taten.“ Ja klar: Manche Taten sind ja so schlimm, dass die Täter einfach einen brauchen, auf den sie es schieben können. Das ist doch entlastend, exculpierend. Also „Gott“ von Woody Allen muss ich demnächst doch mal machen. Ich suche Sponsoren. Andererseits muss ich erst das Stück zu Ende und heraus bringen, welches mit dem Satz beginnt: „Noch jemand zugestiegen?“ Die Frage richtet sich an all die Umsitzenden, die das Holo-Deck bevölkern. Ihr wisst schon? Oder ahnt wenigstens? Dann zückt Eure Fahrtausweise oder den Geldbeutel zum Nachzahlen. Und es hat, weiß Gott, seinen Preis. Da die Enterprise reichlich Schrott ist, seid Ihr ziemlich erleichtert, nicht durch die Galaxien zu fliegen, sondern angehalten worden zu sein und nun auf dem Abstellgleis fürbass zu stehen. Das scheint ja ziemlich verrückt zu sein, aber immer noch besser, als an visueller Agnosie, der sogenannten Seelenblindheit erkrankt zu sein, wie „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“, von dem Oliver Sacks, der Hüter der heiligen Narren berichtet. Oliver Sacks muss ja so ein heiliger Narr sein, soll er sich doch am liebsten in Räumen aufhalten, in denen eine Temperatur von 14 Grad Celsius herrscht. Irgendwie freundlich-exzentrisch im Wesen, legt er dem Vernehmen nach eine fast sagenhafte und Ehrfurcht gebietende Neugier auch auf eher abseitige Dinge an den Tag. Über einige große Naturforscher (darunter Alexander von Humboldt) schrieb Sacks (2002 in „Die feine New Yorker Farngesellschaft“): „Sie alle waren in einem gewissen Sinne Amateure – Autodidakten, die aus eigenem Antrieb handelten – und sie lebten, so schien es mir manchmal, in einer glücklichen Welt, in einer Art Paradies, das noch nicht von den geradezu mörderischen Rivalitäten einer zunehmend professionalisierten Welt infiziert und erschüttert war.“ Und seine Patienten waren für ihn (wie er in „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ einmal sagt) „Reisende, unterwegs in unvorstellbare Länder – Länder, von deren Existenz wir sonst nichts wüssten“.

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Dienstag, 21. September 2010

"Ich gehöre eigentlich nicht hierher!"

Wir haben ein neues Stück in Arbeit.
Der Arbeitstitel, den einige noch im Ohr haben, lautete: "Die ollen Säcke".

Wir haben eine Umfrage gemacht, Ergebnis:
66,6 Prozent  wollten "Helden auf dem Abstellgleis".
Für "Die ollen Säcke" und "Auf dieser Seite des Paradieses"  stimmten je  13,3 Prozent.

Wir wollen es poetisch, und deswegen sagen wir mal:
"Auf dieser Seite des Paradieses oder: Helden auf dem Abstellgleis"
Englischer Originaltitel: "This side of paradise".
Autor: Robert Benjamini

Premiere: Dezember 2010
Spielorte: Cafés, Keller, Gewölbe - Kooperationspartner gesucht / können sich melden

Besetzung:

Claudia Riese
Claudia Riese

Regie

Heinz Koch
Heinz Koch

Mr. Spock

Richard Aigner
Richard Aigner

René

Gerard Hulka
Gerard Hulka

Sigmund

 

Man kann jetzt schon mehr Thematisches zu dem neuen Männer-Stück vorweisen - die website dazu ist schon ganz schön gediehen, der Text ist im Werden und Gedeihen und die Rezensionen sind auch in Arbeit (diesmal schreiben wir vorsorglich drei, vier selbst - wenn Feuilletonisten unbedingt konkurrierend dagegen anschreiben möchten: bitte schön ...).

Zum Stück:

Das Stück könnte auch heißen:
"Ich gehöre hier eigentlich gar nicht her!"
Die drei Männer René, Sigmund und Mr. Spock könnten auch heißen:
Wladimir, Estragon und Lucky.
Oder Dietrich, Zarah und Leander.
Oder Hepatitis, Diabetes und Phidipides.

Aber, ganz ehrlich: Letztlich könnten sie auch normale Namen haben, wie
X, Y und Z. Oder Big 553412, Big 9808465 und Strong 4711.

Wer weiß das schon? Gott schweigt ja dazu.
Jetzt müssen wir nur noch die Menschen dazu bringen, endlich nicht mehr endlos zu telephonieren.

Es geht um Männer, und dabei vor allem um das, was sie geleistet haben, dann um das, was sie leisten, und auch um das, was sie noch leisten werden.
Die drei Typen leben an einem Ort, der ein Ort sein könnte für alte Knattermimen, zerstreute Ex-Profs, Küchenphilosophen oder als Schizos inkarnierte Götter.

Ist dieser Ort das Paradies? Der Olymp? Ein Abstellgleis?
Sind René, Sigmund und Mr. Spock Helden?
In welcher Hinsicht denn?

Wer sind die, welche dem Trio zuschauen (dürfen)?
Sind die Voyeure drinnen oder draußen?
Was heißt drinnen? Und was draußen?
Wer ist auf welcher Seite?

René, Sigmund und Mr. Spock sind überzeugt, jeder für sich:
"Ich gehöre hier eigentlich gar nicht her!"
Weshalb sind sie dann da, wo sie sind?
Was unternehmen sie, um da weg zu kommen?
Und wohin könnte die Reise gehen?

 

 

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Donnerstag, 9. September 2010

Freude machen bringt Flow

  
Der Sommer hatte es in sich: Bei der Eigenproduktion "Die Liebe geht durch den Magen" war man nicht gezwungen, an einem fremden Text zu kleben, sondern konnte von Show zu Show immer wieder revidieren und aktualisieren, konnte auch extemporieren. Einfüsse gab es ja genug. Vor allem die Lektüre  von Allan und Barbara Pease "Warum Männer immer Sex wollen und Frauen von Liebe träumen" regte an sich schon mächtig an. Aber auch, wenn so ein Buch keine Links hat - es verführt doch, im Text enthaltenen Hinweisen nachzugehen.

"Eros, Ehe, Hosenteufel" von  Reinhold Dörrzapf war eine zum Lesen zwingende Frucht der  Recherche. Und dann pfuschte Spitzers "Lernen" nochmal dazwischen,  Bill Bryson  "Eine kurze Geschichte von fast allem"  muuste ich nochmals quer lesen. Der Dölrrzapf zwang mich zum  Googeln über Hormone, und flankierend befeuerten Andrea C. Busch mit ihren Schmökern "Mord zwischen Messer & Gabel" und (dem zusammen mit Almuth Heuner verfassten) "Mord zum Dessert" die graue Masse mit dem einen oder anderen Gedanken. Tatsächlich fand ich auch noch zu Schuhbecks "Meine Küche der Gewürze" und selbst "Waldis WM-Club" blieb nicht ohne Folgen, wie man hier hören kann.

Ich war also gut beschäftigt für insgesamt acht Shows, wobei "Die Liebe geht durch den Magen" es uns dann derart angetan hat, dass wir das Silvestern noch zweimal auf den Spielplan setzen. Dann dachte ich: "Gut, im Herbst erst mal weiter 'Versteh einer die Frauen' und 'Frühstück bei Kellermanns'  spielen, dann 'Venedig im Schnee' inszenieren, mit 'Penny Lane' eine Gast-Produktion implantieren und womöglich ein Zwei-Männerstück wie 'Marathon' von Tony Dunham mit den zwei Kollegen aus 'Venedig im Schnee' realisieren - dann ist die Saison  bis Silvester gelaufen."

Nu lässt mich aber die Idee eines Stückes für drei "olle Säcke" nicht mehr los. Prechts "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele" hat mich noch bestärkt. Die Stories über Adorf zu seinem 80., ein SZ-Interview aus dem gleichen "Runder-Geburtstag"-Anlass mit dem erstaunlich denkenden Michel Serres, eine SZ-Seite-3-Reportage über den 88-jährigen Montaigne-Übersetzer Hans Stilett, dazu ein zufällig geschautes "Menschen hautnah" des WDR mit dem Titel: "Auch Männer werden alt" - und vor allem die Hundertschaften alter Männer, die ich im Sommer auf den Plätzen und in den Cafés der Orte an der Ligurischen Küste beobachten durfte, wie sie schwatzend, scherzend und reichlich lebendig den Tag verbrachten - all' das reizt mich "Auf dieser Seite des Paradieses. Helden auf dem Abstellgleis" in Form zu gießen. In eine Form, die allen Beteiligten Spaß macht, auf, hinter und vor der Bühne.

Acht Wochen geb ich mir zum Schreiben. Dann muss geprobt werden. Irgendwann Mitte Dezember soll die Premiere steigen. Warum das alles? Anderen Freude zu machen, bringt den meisten Flow. Deswegen spielen wir unter dem blumigen Motto "Wir versonnen den Herbst" auch im kommenden Theaterjahr, welches für uns das 30. Jahr gemeinsamen Spielens ist, vorwiegend aus dem prallen Leben Gegriffenes und dabei selbstredend Humorvolles. Klaro: Humor ist und bleibt "der Schwimmgürtel auf dem Strome des Lebens" (Wilhelm Raabe), "der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt" (Joachim Ringelnatz).

Nachdem ich mich den Sommer über in Regionen rumgetrieben habe, in denen icht nicht so gut online gehen konnte, ist der erste blog-post (wieder mal) etwas länger geraten. Wer mir bis hierher gefolgt ist: Danke. Zum Abschluss: Die Resonanzen auf das Pressegespräch "Rückblick auf die letzte Spielzeit / Ausblick auf die neue Saison" - einmal von der Neu-Ulmer Zeitung und zum anderen von der Südwest Presse.


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Donnerstag, 12. August 2010

Politisches Theater

"Politisches Theater heute funktioniert nicht mehr über Ideologien, sondern über gesellschaftliche Analyse", behauptet die Programmdirektorin des Festivals "Theater der Welt", Frie Leysen.

Wer aber liefert die Analyse?

Brauchen wir da jemand? Loriot? Dario Fo? Pollesch? Petras?

Ne, ich glaub, das leisten wir mal eben selbst. Und das Ergebnis unserer Analyse ist nicht falscher oder richtiger als das anderer. Aber es ist brauchbar. Für uns. Und unser Publikum.

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Mittwoch, 11. August 2010

Lauterbach gegen Hahnemann

Vor über 200 Jahren hat er geforscht, gelehrt und vor allem geheilt, der olle Samuel Hahnemann, Arzt und Apotheker. Gerade diesen "Sommer" gibt es um seine Idee der "Homöopathie" wieder herrliche Grabenkämpfe. Vor allem die Gegner der Homöopathie echauffieren sich derart, dass man sich nur wundert. Andererseits sind die meisten Anhänger der Homöopathie auch zum Verwundern "blöd": Sie zahlen "solidarisch" in die Kranken- (wahlweise Gesundheits) Kassen ein  und finanzieren Therapien für Raucher, Säufer, Fresser  und sonstig Drogensüchtige, während sie für ihre homöopathische Therapie ganz allein in ihre eigene Tasche greifen, keine "Zuschüsse" von einer AO, BB, BE oder sonstigen Kasse bekommen. Dem Dr. Lauterbach (SPD-MdB), der jetzt wieder seinen sommerlöchrigen Feldzug gegen Hahnemann angetreten ist, um die paar Mäuse, die zum Beispiel die TK (aus sicher gut erwogenen Gründen) für die homöopathische Heilkunst erstattet, auch noch dem pharmazeutisch-industriellen Komplex zuschustern zu können, dem sei mal angeraten zu lesen, was der olle Hahnemann vor 200 Jahren in sein Standardwerk geschrieben hat.

§1 Organon der Heilkunst
Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt

1) Nicht aber (womit so viele Aerzte bisher Kräfte und Zeit ruhmsüchtig verschwendeten) das Zusammenspinnen leerer Einfälle und Hypothesen über das innere Wesen des Lebensvorgangs und der Krankheitsentstehungen im unsichtbaren Innern zu sogenannten Systemen, oder die unzähligen Erklärungsversuche über die Erscheinungen in Krankheiten und die, ihnen stets verborgen gebliebene, nächste Ursache derselben u.s.w. in unverständliche Worte und einen Schwulst abstracter Redensarten gehüllt, welche gelehrt klingen sollen, um den Unwissenden in Erstaunen zu setzen, während die kranke Welt vergebens nach Hülfe seufzte. Solcher gelehrter Schwärmereien (man nennt es theoretische Arzneikunst und hat sogar eigne Professuren dazu) haben wir nun gerade genug, und es wird hohe Zeit, daß, was sich Arzt nennt, endlich einmal aufhöre, die armen Menschen mit Geschwätze zu täuschen, und dagegen nun anfange, zu handeln, das ist, wirklich zu helfen und zu heilen.

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Sonntag, 8. August 2010

(Un)heimlich aktiv

Das AuGuSTheater Neu-Ulm macht, oberflächlich betrachtet, Theaterferien.
Das täuscht aber gewaltig.
Die Spielzeit muss bilanziert werden. Die neue Spielzeit will präzise vorbereitet sein.
Dazu gehören das Planen und Realisieren eines Tages der Offenen Tür mit Kostüm- und Requisiten-Flohmarkt, das Festlegen der neuen Stücke einschließlich casten der DarstellerInnen oder auch das Durchsetzen eines sonntäglichen Spielbetriebs.
Den "normalen" Kram haben wir sowieso durchgehend an der Backe, wobei ja auch alle naselang Überraschendes  hereinbricht - so unlängst  für uns Freie, die wir ja keinerlei Büropersonal haben, neue Forderungen der KSK.
Theater spielen wir aber auch:
Am Wochenende laufen die letzten beiden Vorstellungen von "Liebe geht durch den Magen".
Das Programm macht uns soviel Spaß - das nehmen wir ins Repertoire.
Für "Versteh einer die Frauen" hatten wir sehr intensive Umbesetzungsproben machen müssen.
Die Hälfte des Personals ist neu. Und die beiden Kolleginnen, Ines Rettenberger (Giengen / Innsbruck) und Monika Herzing (München), sind echt ne Wucht, wie die rund 400 ZuschauerInnen am vergangenen Samstag bei unserem Gastspiel auf der Sommerbühne am Blautopf feststellen durften. Am Freitag, 10. September ist dann Premiere bei uns im "Großen Haus".
Das Stück läuft bis Mitte Oktober immer freitags und samstags.
Parallel spielen wir im "studio" "Frühstück bei Kellermanns", ab 16. September immer donnerstags und Achtung: einige Male auch sonntags, wobei die Sonntagsvorstellungen bereits um 18 Uhr beginnen.
Hier die Termine in der Übersicht:

13.08.2010 20:00 Uhr Innenhof des Edwin-Scharff-Museums am Petrusplatz
Liebe geht durch den Magen
14.08.2010 20:00 Uhr Innenhof des Edwin-Scharff-Museums am Petrusplatz Liebe geht durch den Magen
10.09.2010 20:00 Uhr Großes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm
"Versteh einer die Frauen" - Komödie
11.09.2010 20:00 Uhr Großes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm "Versteh einer die Frauen" - Komödie
16.09.2010 20:00 Uhr Studio des AuGuSTheater Neu-Ulm
"Frühstück bei Kellermanns"
17.09.2010 20:00 UhrGroßes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm "Versteh einer die Frauen" - Komödie
18.09.2010 20:00 UhrGroßes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm "Versteh einer die Frauen" - Komödie
19.09.2010 18:00 Uhr Studio des AuGuSTheater Neu-Ulm "Frühstück bei Kellermanns"
23.09.2010 20:00 Uhr Studio des AuGuSTheater Neu-Ulm "Frühstück bei Kellermanns"
24.09.2010 20:00 UhrGroßes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm "Versteh einer die Frauen" - Komödie
25.09.2010 20:00 UhrGroßes Haus des AuGuSTheater Neu-Ulm "Versteh einer die Frauen" - Komödie
26.09.2010 18:00 Uhr Studio des AuGuSTheater Neu-Ulm "Frühstück bei Kellermanns"
30.09.2010 20:00 Uhr Studio des AuGuSTheater Neu-Ulm "Frühstück bei Kellermanns"

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Samstag, 31. Juli 2010

3. Weg: Nassmacher (Immunitäten Anpinkler)

Gern geriere ich mich als Komödiant - und bin von daher von Zeit zu Zeit (wenn ich als Künstler "im Dienst" bin) ausfällig, frech, vorlaut, respektlos und was man sonst noch sein kann.

Ein Künstler (Komödiant) ist nun nicht rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr Künstler (Komödiant). Aber wenn er gerade berufs-"tätig" ist, sollte man es schon merken.

Blöd ist nur, dass beim Einnehmen gewisser Amts-Positionen und Annehmen bestimmter Würden der Serotonin-Spiegel der Amts- und Würdenträger eine kritische Schwelle unterschreitet. Ein (zu) niedriger Serotonin-Spiegel vermindert die Wahrnehmungsfähigkeit und das Einfühlungsvermögen für die Umgebung erheblich - zu beobachten auch bei Patienten in einer hypomanischen Phase (also einer leichten Manie) genauso wie bei frisch Verknallten. Während leidenschaftliche Liebe zu einem Partner maximal zwei Jahre anhält (spätestens dann, meist viel eher haben sich die Hormonspiegel wieder normalisiert), bleibt der durch bis zum Wahnsinn gehende Selbstliebe ("Nach sich selbst Verrückte") unter den kritischen Schwellenwert gedrückte Serotonin-Spiegel der frisch Beförderten anormal lang niedrig, meist dann bis an ihr Ende - mit den oben beschriebenen nachteiligen Folgen.

Das wird flankiert dadurch, dass die Posten-Besitzer qua Amt ad hoc Immunität erlangen, praktisch also sofort immun sind, auch und vor allem gegen das Volk, gegen Dich und mich, die wir ihnen Kreti und Pleti sind. Herausragendsten Protagonisten in diesem Genre: die Herren Berlusconi und Sarkozy. Die sind sowas von immun ...

Und man sollte sich nicht täuschen: Da gibt es auch hierzulande etliche Epigonen (Amigos, Toscana-Fraktionäre), welche diesen Stil bewundern und doch sehr nachzuahmen bemüht sind. Ein gut dokumentierter Fall (wenn auch ein vergleichsweise kleiner Fisch) scheint mir zum Beispiel hier vorzuliegen:

Da läuft also selbst intelligentes Intervenieren des Narren ins Leere. Da ich aber rohe Gewalt à la Beate Klarsfeld (Ohrfeige), Massimo T. (Mailänder-Dom-Modell-Schleudern) oder Eier-Werfen (gegen Kohl und Westerwelle z.B.) ablehne, schlage ich den 3. Weg ein.

Ohnehin als ein der skeptischen Generation zuzurechnender Zeitgenosse nach Autonomie und Freiheit strebend, reihe ich mich inzwischen gern auch zunehmend in die Riege der Kyniker ein - und neige zu Aktionen wie "nass machen", zum sprichwörtlichen Anpinkeln der hohen Immunitäten.

(Überlege die ganze Zeit beim Entwerfen dieses post, ob da nicht was drin ist für eine scharfe Nummer im Silvesterprogramm.)

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Mittwoch, 28. Juli 2010

Schnappschuss vom "Magen-Trio"

So hat uns das Publikum gesehen - im Schluss-Bild von "Liebe geht durch den Magen" bei der "Zweiten" am letzten Samstag (24. Juli 2010) im "Café Konzertsaal". Festgehalten hat diesen Moment die Fotografin "köd" der "Augsburger Allgemeine", Ausgabe Neu-Ulm, veröffentlicht in der Printausgabe und im online-Auftritt der "NUZ".

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Dienstag, 27. Juli 2010

Menschenmassen und Moneten

Seht Ihr, so wie die wirklich glorreiche Süddeutsche Zeitung hier können es die "Großen"  plötzlich auch sehen. Ich hatte das Ganze von Anfang an in umfassenderem Sinne als (gesellschafts-)politisches Ding betrachtet. Kritisch beäugt. Masse. Millionen. Milliarden. Menschen oder Moneten. Moneten und Menschen. Da gefällt mir der alteund ganz schön grandiose Theater- und Opernregisseur Hans Neuenfels hier im Gespräch mit Hans-Juergen Fink noch mal so gut, wenn er unter anderem sagt:
Neuenfels: ... das Theater, auch Bücher, Bilder. Ich glaube, dass Kunst die einzige Chance ist, ein Leben zu beeindrucken, durch Überraschung, Verwandlung, Ergriffenheit. Sie kann Dinge formulieren, die man sonst nur träumen würde.
Und eine andere Passage:
Neuenfels: Ja. Es ist der letzte Weg, die Welt zu retten - aus Indifferenz, aus Entleerung. Wir haben keine Utopien mehr. Wir haben nur Informationen, Nachrichten, wir haben keine Inhalte mehr. Es gibt zurzeit sehr wenig Fortschritt. Das kann ganz schön depressiv machen. Frage: Was soll dann Angela Merkel am Sonntag mitnehmen aus der Premiere? Neuenfels: Das ist eine entscheidende Frage. Ich denke, sie müsste unbedingt überlegen, was Politik sein könnte , als Entwurf. Und nicht nur sehen, was die Tagespolitik ist . Wir haben überlegt, dass wir Frau Merkel noch 20, 30 weitere Verbote und Gebote überreichen müssten, die Lebensweise in Deutschland betreffend - um auch da unausweichliche Antworten zu provozieren. Frage: Zum Beispiel ...? Neuenfels: Nicht mehr reisen, Ausländer fördern, Rauchverbot aufheben, Trinker bestrafen, fette Speisen kontrollieren, Theaterbesuch verordnen ... so widersinnige Thesen. Wir müssten ein Manifest der Widersinnigkeiten gegen die Kleinlichkeiten der Regierungsform setzen, eine Art Happening. Aber sie muss keine Angst haben: Wir tun es nicht. Frage: Wenn Handlung und Wirklichkeit so depressiv sind, was bleibt dann?  Neuenfels: Die Musik.
Wenn's morgen regnet, spiel ich zwei Stunden (mordsviel Text und Adrenalin) für 55 im Kuhstall, wenn's nicht regnet: für 185 im Wirtsgarten davor. Worauf soll ich mich mehr freuen?

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Montag, 26. Juli 2010

"Mein" Duisburg

Zu meinem post "Hört doch auf!"
hab ich was nachzutragen.
Ich hab da drei Fundstücke, die Ihr
in den Notizen meiner Facebook-Page
nachlesen könnt, ohne Mitglied bei fb
zu sein und ohne Einloggen.

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Hört bloß auf!

Gern hab ich verkündet:
Ich spiel lieber zehn Mal für hundert Leute, als einmal für tausend.

Wenn ich mich bewege, muss das einen Grund haben, einen Beweggrund.
Was bewegt Millionen?
1,4 Millionen oder vier Millionen?
Welchen Grund gibt es für (solche und andere moderne) Völkerwanderungen?

Mit "Kultur" hat das allenfalls bedingt zu tun.
Mit Kunst gar nichts.

Die A40 war - nur blöd!
Der DU-PR-Versuch war - nur blöd!

Du warst dabei und bist sauer, weil ich das so bewerte?
Scheiß doch auf meine Meinung!

Ich sag: Hört bloß auf!

Ich weiß, weshalb ich dagegen war und bin.
Auch gegen "Public Viewing" - ein völlig falscher Begriff,
der im Zusammenhang mit DU - sorry - ich lass es.

Solltest Du Dich von meinem "blöd" getroffen fühlen - umso besser.
Frag Dich, wer oder was Dich bewegt hat.

Das Private wird immer Poltischer.
Das Unpolitische wird immer Politischer.

Die Merkel-Truppe kuscht vor der Banken- und vor der Auto-Lobby.
Sie kuscht auch vor dem medizynisch-industriellen Komplex.
Und wer da Alternativen bevorzugt, wird nicht nur von den Kartellen bestraft,
die Masse belächelt, verhöhnt und beschimpft einen noch.

Millionen Fliegen haben recht: Scheiße muss schmecken.
So fressen Millionen den Arznei-Scheiß.
Millionen springen dahin, wohin Medien zu springen befehlen.
Und die Feuilletons wollen a dabei sein, wo es nach Geld stinkt
und wo die Masse ist.
Bloß sich nicht da erwischen lassen, wo Geist ist. Der ist zu flüchtig.

Intelligent sein ist zu anstrengend.

Gestern haben wir von Autonomie geträumt.
Wir glaubten, Kant verstanden zu haben:
"Freiheit ist der Austritt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit."

Heute wissen wir:
Keiner will verantwortlich sein, für nichts und niemand.
Schon gar nicht für sich selbst.

Komm, da machen wir ein Programm draus.
Aber - weil sonst keiner kommt - für Dich und mich?
Lohnt sich das?

Zehn mal 100 wären besser, ne?

Nu gut - warum Illusionen nachhängen?
Lieber trinken wir einen.
Oder gehen für Stunden in den Wald, auf den Berg  oder
in das verfallende Haus da im ... in ...

Unser Programm:
Erst schweigen wir, dann reden wir nicht, dann schweigen wir wieder.

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Sonntag, 25. Juli 2010

Das 16. selbst verfasste Stück uraufgeführt

Das AuGuSTheater Neu-Ulm hat am vergangen Freitag (23. Juli  2010) die Farce "Liebe geht durch den Magen" uraufgeführt. Geplant als Freilicht-Programm, zwang das Wetter Zuschauer und Akteure bei der Premiere des 16. (!) von Claudia Riese und Heinz Koch selbst geschriebenen Programms zum Ausweichen ins Restaurant „Konzertsaal“,  was der freudigen Premierenstimmung keinesfalls Abbruch tat. Am Ende gab es langen Beifall und hartnäckige Zugabe-Rufe, denen  das Ensemble nachgab.


Es war so etwas wie ein Gastspiel unmittelbar vor der eigenen Theater-Tür. Der ohnehin schon sehr ansprechende Gastraum mit Blumen und Kerzen geschmückt, die Tische festlich gedeckt – da war, da doch das Auge bekanntlich mitisst, der Rahmen für ein Gelingen mehr als gegeben.

Was dann über die Bühne ging, bereitete dem Publikum offenbar großes Vergnügen – wie am vielen Zwischenbeifall und den immer wieder durchs Lokal brandenden Lachsalven abzulesen war. Zwar dreht sich bei "Liebe geht durch den Magen" wieder einmal vieles um die Beziehung von Mann und Frau.

Klar: Ist doch nichts von den ewigen Dingen in der Geschichte der Menschheit so oft neugezimmert, geflickt, restauriert und möbliert worden wie die Beziehungskiste. Das war und ist doch ein ewiges Hin und Her, eine ewige Berg- und Talfahrt. Noch heute gibt es (zu) viele ungeklärte Fragen zwischen den Bewohnern von Mars (Männer) und Venus (Frauen).

Aber es geht den Theaterleuten nicht nur um das in unserer Gesellschaft offenbar relevanteste Thema „Beziehungskiste“, vielmehr „zerfällt der Abend in die drei Teile A, B und X“, wie „Waldi“ (Heinz Koch) als Moderator einer neuartigen Koch-Show („Wir kochen nicht, wir reden nur drüber“)  das Publikum anfangs instruiert.  „Teil A behandelt den MAgen, Teil B die LieBe und Teil X ein MiX aus beidem.“ Und da wird auch die Liebe zum Geld behandelt, das Faible der Frauen fürs Lesen (insbesondere der Klatschpresse) und zum Beispiel die Frage: Was passiert, wenn die Liebe durch den Magen geht? Wird sie dann heiße Luft?

Die Liebe zum Theater wird gleich zu Anfang benannt, im ersten von sechs Liedern, für die als Sängerin die junge Musicaldarstellerin Manuela Maric (Stuttgart) engagiert wurde. „Alles ist doch Theater, Theater ist die Wirklichkeit, das Tor zur Phantasie.“  Im Weiteren wird gefragt, wo die Liebe zu Hause ist (Paris), was wir ersatzweise tun, wenn die Liebe zu Hause bleibt und nicht in die Provinz kommt; und es wird gezeigt, wer sowohl bei großem als auch bei kleinem Liebeshunger hilft aber auch bei Liebeskummer tröstet: Mars-Menschen, Ferrero und Haribo.

In Spielszenen erlebt das Publikum, wie ein Hagestolz (Heinz Koch), der eine sachliche, emotionslose Beziehung zu einem Top-Modell käuflich erwerben möchte („Ich brauche sie nicht, aber ich will sie!“), ziemlich rasch scheitert, weil „Frosty Evelyn“ (Manuela Maric) binnen kürzester Zeit Seiten entwickelt, die nicht mit ihm kompatibel sind. Der Roboter, der ihn versorgen soll, will binnen zwei Tagen das Leben des Mannes umkrempeln, so dass er schnell feststellt: „Dieser Kühlschrank ist weiblich.“ Und „sie“ nach diesem Dejavus umgehend entsorgt.

In einer anderen Szene muss der Mann (Heinz Koch) bei einer gemeinsamen Zugfahrt feststellen, das seine frostige und ungalante Art bewirkt, dass die „Sensoren“ seiner Frau (in unnachahmlicher Weise  Claudia Riese in der Rolle ihres alter ego, der schwäbischen Schwert-Gosch Luise Häberle) Null-Funktionieren signalisieren - ähnlich wie die Temperaturfühler der neuen Heizung im „trauten“ Heim  bei genügend Außenwärme das Abschalten auslösen oder ähnlich wie die Sensoren im Zug die Klimaanlage außer Betrieb setzen.  

„Liebe geht durch den Magen“ ist sage und schreibe das 16. Programm der beiden Neu-Ulm Theatermacher, welches sie selbst geschrieben, uraufgeführt und in einer Serie auf die Bretter gebracht haben. Etwa noch einmal so viele Produktionen stammen aus ihrer Feder, die zu einem bestimmten Anlass entwickelt und nur einen Abend gezeigt wurden („Blauer Montag“, „Der 9. November“, „Ohne Netz … „Rotkäppchen“). Vor allem in den eigenen en suite-Produktionen, aber auch in vielen Stücken aus fremder Feder ging und geht es immer wieder um Männer und Frauen.

Heinz Koch dazu: "Einerseits müssen wir einfach feststellen: Das ist das Thema, welches in unserer Gesellschaft alle Menschen, unabhängig von Alter und Herkunft berührt und interessiert. Nicht umsonst wird ein Abend zu dem Thema zum phänomenalen Kassenschlager in der Region. Nicht umsonst macht inzwischen fast jede und jeder dazu Programme, werden unzählige Stücke auf den Markt geworfen. Und eigentlich geht es bei Shakespeare und Goethe letztlich auch um nichts anderes."

Und Claudia Riese ergänzt: „Wir bilden uns ein, das jeweils andere Geschlecht mittlerweile so gut zu kennen, dass wir dazu einiges  - ich sage mal: an kabarettistisch-lästerlichen Bemerkungen - vom Stapel lassen können".  Wie beide sagen, tun sie es Vicco von Bülow gleich: „Nicht losgehen, um zu gucken, was passiert. Es passiert nichts. Nichts Komisches, vor allem nicht grad dann, wenn man guckt. Man muss immer gucken, beobachten, speichern. Und dann, zur rechten Zeit eine Schublade aufziehen. Und dam muss man konstruieren. Jede Art von Komik, die man wiedergeben will, ist eine Konstruktion und geht über den Intellekt.“

Abweichend vom beim Inszenieren zur Pedanterie neigenden von Bülow (alias „Loriot“) ändern Riese und Koch ihre eigenen Programme, notfalls von jetzt auf gleich, gezielt oder improvisierend. „Wer alle acht Vorstellungen sieht, sieht immer was Neues. Da fühlen wir uns verwandt mit Dario Fo und Franca Rame und machen Theater, wie es Tabori verstanden hat: Das Bessere ist der Feind des Guten, jeder Abend ist nur ein Durchgangsstadium, zeigt, wie weit wir bis hierher gekommen sind. Jetzt muss es weitergehen.“

Mit „Liebe geht durch den Magen“ gastiert das Theater bis zum 14. August noch  im im "Adler" Holzheim (28. Juli), wieder im "Konzertsaal" (30. Juli), in den "Bürgerstuben Reutti" (4. August), im Wirtsgarten der "Gaststätte am Riedelsee" (Elchingen, 5. August)  und im Innenhof des Edwin-Scharff-Museums (13. und 14. August). Übrigens: Das Publikum muss nicht hungern, es kann essen und trinken - deswegen die Gastspiele an Orten mit Gastronomie.

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Samstag, 10. Juli 2010

Wider den Sandmann, der die Ölkanne schwingt

"Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht,
die sie vorgeben für euch erwerben zu müssen!
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind,
wenn mit der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!"


Dieses Strophe aus einem Gedicht von Günter Eich, lässt mich fragen: Wer oder was ist "die Welt"? Ihr, KünstlerInnen, die Ihr beim Lesen der Zeilen des Dichters genickt und  der letzten Zeile besonders heftig zugestimmt habt - wer, glaubt Ihr, ist "das Getriebe"? Sind wir uns sooo einig, wer wir sind und wer die anderen, denen wir Sand sein sollen? Ist die Hölle tatsächlich da draußen? Ich mag  auch die Lieder ganz und gar nicht singen, die so mancher von mir erwartet, der sich selbst zu gern als Sandmann geriert, tatsächlich aber ein Ölkanne-Schwinger ist. Capisco?

 

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Mittwoch, 30. Juni 2010

Wi(e)der die Intellektuellen

Da verstieg sich die Berliner Volksbühne dazu, einen Kongress „Idee des Kommunismus“ zu veranstalten. Die „Süddeutsche“ befand hinterher kurz und vernichtend. „Nein, von einer Idee war wenig zu spüren, eher Lethargie, die sich selbst zur Tat erklärte.“

Ach ja - ach je - der Kommunismus. Oder der Sozialismus? Die meisten kennen ja nicht mal den Unterschied, verwenden die Begriffe synonym. Und dann der Materialismus, der historische und / oder dialektische M. Der faszinierte so manche(n) um 68 herum, nicht so sehr die, welche schon von Demokrit, Epikur und Lucretius gehört oder die sogar gelesen hatte (Marx hatte übrigens ...!), aber die anderen

Bei einer Thüringen-Tournee im Herbst 1990 wurde ich nach der Vorstellung in Jena beim anschließenden Treff mit Uni-Angehörigen in einem Privathaus wüst beschimpft, weil ich so lapidar behauptete: „Religionen, Weltanschauungen, Ideologien – das sind doch lediglich Krücken, die uns helfen, unseren angstvollen Gang durch unser bisschen Leben zu bewältigen.“ Eine junge Germanistin knallte wütend die Tür: „Diese unzulässige Gleichsetzung muss ich mir nicht bieten lassen.“

Ich war immer der Ansicht: Im Gegensatz zu den menschlichen Urzeiten, als die Priester auch Künstler oder die Künstler auch Priester waren, sind sie schon länger höchst unterschiedlich zugange: Der Künstler, wenn er gerade Kunst macht, fragt (die existentiellen Fragen immer wieder neu), der Priester fragt nicht, er gibt Antworten.

Wollten die Volksbühnler zu den Urzeiten zurück und wieder Künstler und Priester in Personalunion sein? Im Prinzip hätten sie mal – um es ganz einfach zu machen – mal ins „Kleines philosophisches Wörterbuch“ der DDR gucken sollen. Oder ins „Kleines politisches Wörterbuch“. Dort sorgfältig den einen oder anderen Begriff (zum Beispiel „Mensch“) nachlesen und dann denken – das wäre vielleicht erhellend.

Aber: Wi(e)der die Intellektuellen. Wie in einem früheren blog-Beitrag vermutet, hat es denen, die diese abstruse Idee vom Kongress „Idee des Kommunismus“ hatten, gereicht, intellektuell zu wirken, anstatt sich intelligent zu verhalten.

In dem Zusammenhang gefällt mir, was Frie Leysen, die Kuratorin der diesjährigen Ausgabe von Theater der Welt unlängst im Interview sagte: „Politisches Theater heute funktioniert nicht mehr über Ideologien, sondern über die gesellschaftliche Analyse.“

Und zum Schluss möchte ich noch hinweisen auf den ZEIT-Artikel von Karen Armstrong „Zu wem beten die denn da?“, den man hier nachlesen kann. Es lohnt tatsächlich der ganze Artikel. Aber diese Passage passt zu diesem blog-Eintrag besonders gut:

"Tatsächlich sind die neuen Atheisten in ihrer Religionskritik nicht radikal genug. Jüdische, christliche und muslimische Theologen haben jahrhundertelang darauf bestanden, dass Gott nicht existiert und dass da draußen das »Nichts« ist; mit dieser Aussage wollten sie nicht die Wirklichkeit Gottes leugnen, sondern Gottes Transzendenz bewahren. Was heute hart zu kritisieren wäre: dass wir jenen wichtigen Traditionsstrang der Religion aus den Augen verloren haben, der viele unserer gegenwärtigen Probleme lösen könnte. Der moderne Gott ist nur eine der Theologien, die sich im Laufe der dreitausendjährigen Geschichte des Monotheismus entwickelten. Wir müssen dringend die Rechthaberei überwinden, die zurzeit in religiösen Debatten herrscht.

Obwohl so viele Menschen heute den Glauben ablehnen, erlebt die Welt ein Revival des Religiösen. Entgegen den zuversichtlichen Voraussagen der Säkularisten wird es in nächster Zeit nicht verschwinden. Doch wenn wir dem gewalttätigen und intoleranten Druck nachgeben, wird die neue Religiosität heillos sein. Um das zu verhindern, müssen wir uns auf eine Tradition besinnen, die die Grenzen des Wissens anerkannte, müssen religiöse Gewissheiten verlernen und einsehen, dass es niemals leicht ist, über Gott zu reden."

 

 

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Donnerstag, 24. Juni 2010

Wie intelligent sind Intellektuelle?

Vor einiger Zeit sah ich "Trainspotting" in der Volksbühne (Berlin). Nach einem (gefühlt fünfminütigen) Monolog der Darstellerin, von dem mir im Gedächtnis geblieben ist die endlos wiederholte Schleife "Ja so ein Arschloch, ja, so ein verficktes Arschloch, das ist ja sowas von einem Arschloch", kotzte jemand im Publikum wie ein Reiher. Es stank blitzschnell bestialisch.

Viele Zuschauer wollten raus. Der dickste und größte Schauspieler, ein vierschrötiger Kahlkopf (im Schottenrock mit Springerstiefeln) herrschte das Publikum an: "Sitzenbleiben!" Er versperrte den schmalen Ausgang (bei dieser Inszenierung saß dasPublikum auf einer Tribüne auf der Bühne, mit Blick auf den eigentlichen Zuschauerraum).

Zehn Minuten dauerte es etwa, bis jemand die Kotze unter den Tribünen weggewischt hatte. Zwischendurch kam einer von zwei weiteren Schauspielern (der Vierschrötige bewachte den Ausgang, das Bett war abgeschoben worden) auf die Szene, fragte, wie weit die Wegwischrei sei und meinte seufzend: "Jetzt müsste man improvisieren können."

Dann ging die Aufführung weiter. Und dann kam der eigentliche Hammer:Am Schluss hatten die drei männlichen Darsteller einen Epilog, den sie una voce zu sprechen hatten, Inhalt sinngemäß: Da das Stück ein Thema behandle, mit dem sie als Theaterleute nicht sooo vertraut seien, seien sie ins Randexistenzen-Milieu eingetaucht und hätten sechs Wochen Studien betrieben, um bei der Aufführung gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein ...

An diese Geschichte muss ich nun denken,  während ich gerade den heutigen (24. Juni 2010) Aufmacher des Feuilletons der Süddeutschen Zeitung lese und auch noch die Ankündigung der Volksbühne im Internet gegenrecherchiere.

Ich neige nun nicht so zum Kotzen. Aber: So unglaubwürdig wie ich "Trainspotting" (auch ohne das Kotz-Intermezzo und den entlarvenden, mindestens an dem Abend besser gestrichenen Epilog) fand, so daneben finde ich diese Geschichte: "Idee des Kommunismus. Philosophie und Kunst", aber hallo, da schüttelt es mich. Und ich frage mich: Wie intelligent sind Intellektuelle?

Aber ich bin ja auch (beinahe) nur (noch ausschließlich) ein Komödiant.

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Mittwoch, 23. Juni 2010

Nur in D existiert eine Mauer

Es kann nicht oft genug betont werden:

"Nur in Deutschland existiert eine Mauer zwischen Hochkultur und Unterhaltungskultur. In welchem Jahrhundert leben wir hier? Die Idee, dass es eine Hierarchie von 'Parsifal' zu allem anderen darunter geben könnte, ist blöd."

Das sagt nun nicht irgendwer, sondern der Regisseur Barrie Kosky, Jahrgang 1967 (*Melbourne), der 2012 die Intendanz der Komischen Oper Berlin übernehmen wird.
Wer durch das Zitat neugierig geworden ist, lese das Interview mit Kosky in der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch, 23. Juni 2010.

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Mittwoch, 9. Juni 2010

Die fünfte Symphonie

Theatermacher sollten doch über "Theater" bloggen. Sie sollten einfach über Ihre Idee von Theater schreiben. Oder über ihre Art, Theater zu machen. Richtig Reklame sollten sie natürlich nicht machen für ihr Theater oder ihre Art, Theater zu machen.

Oder? Dabei will doch "tous le monde" eine Bühne sein. Und tatsächlich (wie Shakespeare sagte): Alle Fraun und Männer sind nur Spieler. Und die meisten sind Falschspieler. Schlechtspieler.

Guckt Euch um! Wundert Euch nicht! Soviele Pflaumen, wie man gerade beobachten kann, gab es schon immer. In unseren Breitengraden und in den letzten 150 Jahren ist für einige von uns einiges ganz gut gelaufen. Aber der Rest: Mieses Theater. Blut und Sperma. Und soviel Idiotie!

Was sollen wir auf die Bühne bringen? "www.slums.de" von René Pollesch? Oder Sarah Kanes "4.48 psychose"? Oder Mark Ravenhill "Shoot / Get Treasure / Repeat"?

Hallo?

Die tragische Situation? Doch nicht mehr zum Hunderttausendsten: ob Antigone ihren Bruder begraben soll oder nicht. Nein: Soll Gauck kandidieren oder nicht? Der erste Ostdeutsche, der Bundespräsident werden und damit den Abgang der ersten Kanzlerin besiegeln könnte, noch dazu einer ostdeutschen Kanzlerin. Hätte sie ihm nicht bloß zum 70sten mit Pathos gratuliert, sondern ihn ganz nüchtern nominiert, stünde sie top da. Auch sie eine tragische Figur - was sie auch tut, sie scheitert.

Warum also sollten wir immer nochmals sagen, ews sei was faul im Staate Dänemark? Es gäbe neue Stoffe jede Menge. Wo bleibt die Komödie zum Thema Intelligenz und Religion? Da wäre längst was fällig. Wie sagte schon der arabische Dichter und Schriftsteller Abu'l-Ala-Al-Ma'arri (973 - 1057): "In dieser Welt gibt es nur zwei Sorten Menschen - intelligente Menschen ohne Religion und religiöse Menschen ohne Intelligenz."

Es springen jede Menge Knalltüten rum. Noch immer. Guckt Euch um. So wie Kepler jede Menge Naturgesetzliches rausfand und dennoch an Hexen glaubte; so wie Luther gegen allen möglichen Unsinn der Römischen wetterte und doch an Hexen glaubte; genauso bilden wir uns was ein auf alles mögliche Moderne und glauben dennoch den größten Schwachsinn. Dabei ist das Leben wie ein koreanischer Video-Recorder: Wir packen ihn aus und - können die Gebrausanleitung nicht lesen.

Der Spott wird uns ausgetrieben. Notfalls mit Sprengstoffgürteln und Kofferbomben. Wenn sich die Armen auch sooo an etwas klammern müssen ... So wie damals, zum Beginn der Aufklärung (ausgerechnet!), als die Würstchen 200.000 Frauen als Hexen verbrennen mussten, um sich ihrer selbst zu vergewissern. Es hörte erst auf, weil die Henker zu teuer wurden. Und die Männer wehrten sich erst gegen das Foltern und töten ihrer Frauen, als sie dafür auch noch zahlen sollten. Ab dann verliefen die Hexenprozesse im Sande.

Was wollte ich sagen? Die Menschen heute sind so blöde, wie sie immer waren. Und deswegen hätten wir jede Menge top-aktuellen Stoff für unsere Bühnen. Allerdings ist es insofern schwierig, als nicht soooo schrecklich viele in den Spiegel gucken wollen, vor allem, wenn sie dafür auch noch zahlen sollen. Also spielen wir die alten Sachen (Klassiker) und fordern das Publikum auf, sich den Bezug zu heute an den Haaren herbeizuziehen. Was das Publikum schön bleiben lässt ... Und so wird der Bildungsauftrag erfüllt, ohne dass irgendwas ... (Hier bricht das Manuskript ab und wir erfahren nicht, weshalb das Werk "Die fünfte Symphonie" heißt.)

 

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Donnerstag, 3. Juni 2010

Wem gönnen wir die Pension?

Es geht ja derzeit rund auf allen Kanälen. Wer soll BundespräsidentIn werden?
Da wird debattieert, werden eifrig Vorschläge gemacht.
Zum Beispiel auf diesem blog.

Etliche Vorschläge finde ich da innovativ. Aber es erstaunt mich doch, wie oft Ersatz-Promis genannt werden. So viel abgelutschtes Personal. Mannomann. Wenn ich das so lese, meine ich: Dann könnte der Siegel auch wieder Grand Prix machen, Schumi Formel 1 fahren oder Mick Jagger "I can get now ..." schmettern. Was ja alles Humbug wäre, wie wir alle wissen. Fehlt nur noch, dass jemand Klinsi nominiert (oder hat das schon jemand getan und ich hab's überlesen?). Käßmann und Lafontaine fallen aus, weil sie schon mal den Köhler gemacht, Hinschmeiß-Erfahrung haben, Helmut kommt nicht in Frage (von der Tabak-Lobby gekauft, kommt nicht vom Rauchen wech, zu schwach). Ich beobachte weiter, Und wenn Euch gar nichts einfällt: Bei mir um die Ecke wohnt eine - als Präsidentin: eine Superbesetzung. Die kann alles, sogar Hochdeutsch. Aber die kennt kaum einer, und mir glaubt Ihr ja nicht.

Meine Meinung: Das ist mir insgesamt zu ernsthaft, zu wirklich bemüht. Bringt so wenig wie die Twitterei der iranischen Opposition geholfen hat, die Diktatur zu beseitigen. Namenlotto reicht. Herr Mustermann wie Lieschen Müller. Dieses Amt kann jede(r) - außer Köhler. Die Frage ist nur: Wem gönnen wir die Pension auf Lebenszeit nach dem Rücktritt?


Nachklapp: Wenn Ihr mich nicht nehmen wollt: Georg Schramm. Aber der tritt auch gerade zurück, bzw. am 8. Juni (seine letzte "Neues aus der Anstalt"). Und da ich ihm nachfolge, komm ich für BuPrä auch nicht in Betracht. Obwohl ich super wäre ...

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Martin Oetting  //  I have a blog, I have Twitter. What if I need something in between the two? So here goes. Posterous.

Jun 2 / 1:19pm

Vorschlag für einen Vorschlag für einen neuen Bundespräsidenten.

Zu recht beklagt Nico Lumma, dass rein destruktives Zensursula-Dooffinden nicht ausreicht. Und vor allem nicht dabei hilft, der Netzgemeinde Gehör und Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Helfen würde es, wenn wir ähnlich wie bei der Petition gegen Zensursula eine Petition für einen Kandidaten organisieren würden, der/die aus unserer Sicht einfach deutlich besser geeignet ist. Oder, um mit Nico zu sprechen: "Dafür ist das neue dagegen."

Das muss nur organisiert werden. Mein Problem: ich bin kein Techniker.

Aber Moment: wir sind doch hier das Social Web. Da kann doch jeder mitmachen! Da muss doch auch sowas ganz ohne Programmiererei gehen!

Wie wäre folgendes Vorgehen:

  • Wir einigen uns auf einen Blogpost, in dem in den Kommentaren einfach alle Vorschläge gesammelt werden, die auch nur ansatzweise passen. Dabei ist völlig gleichgültig, ob Vorschläge mehrfach gemacht werden oder nicht gehen. Wer einen Vorschlag einreichen will, soll ihn als Kommentar posten. Jeder der will, jeder der kann, soll einen, drei, fünf, hunder Namen in den Kommentaren posten.
  • Jeder soll außerdem den Link zum Blogpost an viele andere weiterleiten. Damit viele mitmachen. Auch die normalen Menschen, die keine Blogs lesen, sondern die FAZ oder die Bild. Die aber alle E-Mail haben und deswegen mitmachen können.
  • Wenn wir dann ungefähr 2000 Kommentare haben (das muss machbar sein!), dann bauen wir aus diesen Kommentaren eine Tag Cloud. Dafür gibt's öffentliche Plattformen im Netz. Dann sehen wir, welche Namen immer wieder vorkommen, und welche gar nicht genannt werden.
  • Aus diesen zehn Namen (?) machen wir dann einen Twitpoll. Und los geht's. Alle müssen abstimmen. Oder wir bauen irgendwo sonst eine Umfrage dazu. Das muss doch recht einfach zu machen sein.

Das wäre mein Vorschlag. Was wäre daran zu verbessern? Auszusetzen? Anders zu machen?

 

1. Update

Heute morgen, 7:00 Uhr - die bereits eingegangenen Kommentare sehen visualisiert so aus - das erscheint mir schon mal recht konstruktiv ... Bitte weitere Namen kommentieren, die Tag Cloud sollte sich noch weiter entwickeln! Das Voting kommt dann noch!:

 

2. Update

11:34 Uhr - so sieht die Tag Cloud nach 135 Kommentaren aus. Das ist noch kein Voting! Wir sammeln erstmal nur Ideen - bitte weiter kommentieren. Und vor allem: auch an die Leute weiterleiten, die nicht Twitter  lesen. ;) Je vielfältiger und inspirierender diese Tag Cloud aussieht, desto besser.

 

3. Update

Wichtig: die Sache hier findet bewusst nicht bei Facebook statt, weil es eine offene Sache sein soll, wo jeder mitmachen kann. Nicht nur die, die entschieden haben, Facebook-Mitglieder sein zu wollen. Es muss offen für alle sein - auch für die, die mit Facebook nicht einverstanden sind.

165 comments

Jun 02, 2010
jke said...
Äh, die letzte Petition (!) mit 134k Stimmen wurde ignoriert. Wieso sollen *sie* dieses mal auf uns hören?

Sonst: gut! Bin dabei.

Bzgl Kandidat: gibt es keine Liste an fähigen Ex-Diplomaten, die das Überparteiliche & social behaviour gelernt haben & die man vorschlagen kann?

Jun 02, 2010
Benjamin Wasner said...
Mir gefällt das von dir vorgeschlagene Verfahren gut. Warum fangen wir nicht gleich hier bei dir an mit Vorschlägen?

Wir könnten uns aber vielleicht noch drauf einigen, dass erst die 'letzte Runde' diskutiert werden soll, oder Kandidatendiskussionen auslagern, damit es nicht ganz aus dem Ruder läuft!

Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
Stimmt nicht - die letzte Petition hat dafür gesorgt, dass sie es bis heute nicht geschafft haben, das in Deutschland durchzusetzen. Das ist ein Erfolg, keine Niederlage.
Jun 02, 2010
Djure Meinen said...
Gute Idee. Dauert aber zu lange. #Angie wird den Namen am Freitag nennen.
Jun 02, 2010
Djure Meinen said...
Bin aber trotzdem dabei.
Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
@Djure Als hätte Angie allein das Sagen.
Jun 02, 2010
Sachar said...
Eine sehr interessante Idee. Wer sorgt für das Posting? Wer kann die Reichweite gebrauchen? :-)
Jun 02, 2010
Andre Paetzel said...
Finde ich auch eine schöne Idee, lasst es uns doch einfach versuchen!
Wo machen wir es?
Können ja auch eine extra Posterous Seite dafür einrichten!
Wenn ich was helfen kann, sagt bescheid, bin dabei!
Jun 02, 2010
Benjamin Wasner said...
@Sachar Entweder hier oder auf ner eigenen Posterous-Seite. Angie hat vielleicht nicht allein das Sagen, diese Initiative aber auch nicht mehr so viel Zeit ;)

Ich könnte mich z.B. mit

Norbert Lammert oder Joschka Fischer

als BP anfreunden.

Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
Ich fange einfach mal mit irgendwelchen Namen an - Leute, die ich als Präsident cool oder lustig fänd (auch wenn es teilweise Nonsens ist - die Crowd wird's ausmerzen. Alle müssen einfach die Namen eingeben, die man selbst will. Wenn das genug Leute machen, dann sollte das interessante Ergebnisse bringen):

Harald Schmidt
Sven Regener

Hm ... Mir geht die Luft aus. Der Tag war zu lang. Los, Ihr!

Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
Okay, wir haben vier Vorschläge. Mehr mehr! :)
Jun 02, 2010
Sebastian Keil said...
Harald Schmidt finde ich ne gute Idee. Gerhard Schröder, Joschka Fischer, Thorsten Schäfer-Gümbel, Paul Kirchhof
Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
Helmut Schmidt wäre klasse. Der hat aber sicher keinen Bock mehr.
Jun 02, 2010
Wenn jetzt noch jemand "Lena" schreibt bin ich raus ;-)
Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
Von @sebastiankeil kommt grade:
Gerhard Schröder, Joschka Fischer, Thorsten Schäfer-Gümbel, Paul Kirchhof
Jun 02, 2010
Benjamin Wasner said...
Harald Schmidt ist eine gute Wahl.
Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
@breitenbach Jetzt hast Du selbst damit angefangen. Lieber was Konstruktives. ;)
Jun 02, 2010
Cool. Also wo?
Jun 02, 2010
Martin Oetting said...
@PickiHH sagt: "Ich weiss, ihr hasst mich dafür: Hans-Olaf Henkel #BuPrä"
Jun 02, 2010
Benjamin Wasner said...
Könnte bitte jemand für mich (anonym) posten, dass ich Margot Käßmann nicht undenkbar finde.
Jun 02, 2010
Picki said...
meine Vorschläge:
Henning Scherf,
Hans-Olaf Henkel,
Alexander Kluge,
Joschka Fischer,
Michael Naumann
Jun 02, 2010
Sebastian Keil said...
@martin: jetzt sind meine Namen ja doppelt drin ;-)
Es müsste sich noch jemand finden, der einmal die Posts auf rivva durchforstet und die auf anderen Posts hinterlassenen Vorschläge addiert.
Jun 02, 2010
Peter Schwierz said...
Ich bin für Peer Steinbrück !
Jun 02, 2010

 said...
Und alternativ Götz Werner !
Jun 02, 2010
Andre Paetzel said...
Hier meine Vorschläge

Peer Steinbrück
Joschka Fischer
Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg

Jun 02, 2010
@oetting Wollte nur mal die Blacklist anlegen. ;-)

Meine Kandidatin (einigermaßen realistisch und wünschenswert für die derzeitige politische Schieflage):

Rita Süssmuth

Jun 02, 2010

 said...
klasse, da bloggt man mal kurz was, guckt dann bewegtbildinhalte und schwupps fängt das Netz an, etwas zu konstruktives zu machen. i like.
Jun 02, 2010
elcario said...
Tolle Aktion! Ich würde ne Domain und WP+Betreuung stiften. Wie wäre es mit: Unser-Präsi-für-Bellevue.de oder Bellevue-sucht-Mieter.de ? :-)
Jun 02, 2010
ubermoe said...
joschka fischer
Jun 02, 2010
Schneho said...
Finde Henning Scherf gut, Klaus Töpfer ist auch eine denkbare Wahl. Ansonsten noch weniger realistisch (egal!), aber interessant: Paul Kirchhof, Burkhard Hirsch - und an Joscka Fischer hätte ich auch Spaß
Jun 02, 2010
Sachar said...
Da die Diskussion hier stattzufinden scheint, möchte einige Kandidaten nennen, die ich für realistisch und geeignet halte:
Norbert Lammert
Hans-Jürgen Papier
Lothar Späth
Jun 02, 2010
elcario said...
Ach ja, und einen Vorschlag habe ich natürlich auch noch:
Henning Scherf
Jun 02, 2010
Benjamin Wasner said...
Götz Werner ist auch nicht dumm.
Jun 02, 2010
herresser said...
Rita Süssmuth
Joschka Fischer
Klaus Töpfer
Jun 02, 2010
Andreas Schöpf said...
Gut vorstellen kann ich mir Margot Käßmann. Aber auch Gesine Schwan wäre denkbar.
Jun 02, 2010
Thomas Pfeiffer said...
Ich bin echt froh, dass Roland Koch sich aus der Politik verabschiedet hat. Hoffentlich macht der nicht auf verlorenen Sohn.
Jun 02, 2010

 said...
Götz Werner

alternativ Joschka Fischer

Jun 02, 2010
noidea said...
Norbert Lammert, Götz Werner
Jun 02, 2010
Mein Vorschlag: Joschka Fischer
Jun 02, 2010

 said...
Margot Käßmann
Joschka Fischer
Peer Steinbrück
Gesine Schwan
Jun 02, 2010
Klaus Töpfer: öko, engagiert, unbequem, ex-PolitProfi
Margot Kässmann: Volksnah, ihr einziger und wahrer Chef schwebt über allem, hat Rückgrat bewiesen, kennt sich mit -begründeten- Rücktritten aus, fast-

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