Mittwoch, 27. Juni 2012

Kunst-Frevel???

Auf der website der Neu-Ulmer Stadtratsfraktion “Bündnis 90 / Die Grünen” wird kritisiert, dass die Säule, auf der weithin sichtbar die Plastik “Drei Männer im Boot” von des bedeutenden Bildhauers Edwin Scharff präsentiert wird, für zehn Tage umhüllt ist von Bannern, die auf eine herausragende Aktion der bürgerschaftlichen Initiative “Wir in Neu-Ulm” (W.I.N.) verweisen.  Unter anderem heißt in dem Beitrag:
“Die farbige Werbung soll das Auge vom Kunstwerk weg zum Inhalt der Werbung führen. Es handelt sich um Werbung für W.I.N, eine Vereinigung, die dafür sorgen soll, dass in Neu-Ulm mehr konsumiert wird. Kultur und Kunst als Werbeträger für den Konsum entsprechen sicherlich nicht den Gedanken der meisten Künstler abseits von Werbeagenturen.”
Seit zwei Jahren macht “Wir in Neu-Ulm” (W.I.N.) Stadtmarketing, eigentlich eine Aufgabe der Kommune. Zum Vergleich: Bruneck in Tirol hat mit 15.000 Einwohnern ein im Rathaus angesiedeltes Stadtmarketing, welches beinahe identische Ziele verfolgt und vergleichbare Aktivitäten entwickelt wie “Wir in Neu-Ulm”. Die Arbeit des Vereins, der längst nicht mehr diffamiert werden kann als “eine Vereinigung, die dafür sorgen soll, dass in Neu-Ulm mehr konsumiert wird”,  hat inzwischen sehr positive Wirkungen, in die Stadt hinein und nach außen. So spricht inzwischen selbst der kritische Beobachter von der “Händler-, Dienstleister- und Künstlergemeinschaft” (siehe hier) Ein weiterer, untrüglicher Indikator für gute Arbeit von “W.I.N.”: Neu-Ulm ist nominiert für den “6. Stadtmarketingpreis Bayern” – mit dem und wegen des “Neu-Ulm Jahreskalender 2012″.
Derzeit läuft die Aktionswoche “WOHL-fühlen in Neu.-Ulm. 2012″. Die hat ein wunderbares Echo in der Presse gefunden und wird von den Menschen in Neu-Ulm toll angenommen. Bis auf den Auftakt waren und sind alle Veranstaltungen kostenlos für BesucherInnen. Das ist möglich, weil die Mitglieder von “Wir in Neu-Ulm” und andere “Für Neu-Ulm Aktive” 30.000 bis 40.000 Euro aufgebracht haben, nach dem von “W.I.N” stark unterstützten und risikomäßig mit privatem Geld der Neu-Ulmer Theatermacher getragenen  “1. Neu-Ulm PocketKlassiker-Festival” (Volumen 35.000 Euro)  die zweite  bürgerschaftliche Aktion diesen Ausmaßes, welches es in Neu.-Ulm bisher so nicht gegeben hat.
OK. Jetzt zum Kunstwerk. Das steht auf einer Säule. Die ist nicht das Kunstwerk, sondern der Träger. An dieser Säule ist die Aktionswoche annonciert. Meiner Ansicht nach wird man einerseits auf die eher uneigennützige und alles andere als kommerziell ausgerichtete Aktionswoche aufmerksam; und andererseits “stolpert” man auch mal wieder über das Scharff-Kunstwerk. Wir achten tote wie lebende Künstler. Allein unsere Aktivitäten im Hinblick aufs Dokumentieren der Kunst im öffentlichen Raum belegen diese Tatsache. Es wäre schön, mit allen Interessierten ins Gespräch zu kommen, die auch mit uns meinen: Neu-Ulms Plätze zum Beispiel könnten viel mehr Kunst vertragen. Das Theater jedenfalls wird in der neuen Spielstätte, die am 21. September eröffnet wird,  auch regelmäßig Kunst-Ausstellungen machen.

Newsflash Nummer 01

Montag, 4. Juni 2012

Konzertsaal Lebewohl singen und sagen

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Theater Neu-Ulm plant Dreifach-event – Unterstützer gesucht – Erlös für Neubau eingeplant

Zunächst zirkulierte die Idee nur im engsten Kreise. Jetzt aber wird der Gedanke nicht gerade pandemisch, aber doch schon ganz schön auffällig virulent: Wir sollen ein event "Der Auszug aus dem Konzertsaal" organisieren.  Wir sind infiziert und hätten Lust, den "Konzertsaal" für uns zu „begraben“! Am 30. Juni, an dem Tag, zu dem wir rausgekündigt sind.

Am besten  muss es sogar ein Dreifach-Event geben:

  • 16 Uhr Nachmittags-Tanztee, 
  •  ab 19 Uhr „Best of Riese & Ko mit Musik“ und dann
  • Abbruch-web-s
     
    ab 21 Uhr  „in memoriam all the local heroes“.

Vorausgesetzt: Viele haben auch Lust und tragen zum Gelingen bei. Schließlich müssen wir den „Konzertsaal“ verlassen, weil es abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt werden wird. Und der Neubau des Theater Neu-Ulm kommt uns sehr, sehr teuer zu stehen. Da müssen wir tief in die (leere) Tasche greifen. Deshalb soll der Erlös aus dem event den Theater-Neubau absichern.

Es sei daran erinnert, dass die zwischenzeitlich mal weltberühmten „Scorpions“ auf dieser noch original erhaltenen Bühne des „Konzertsaals“ ihr allererstes Konzert in unserer Region gegeben haben. Praktisch alles, was in Ulm und Neu-Ulm an Musikern Rang und Namen hat, hat auf dieser Bühne gestanden.  Vielleicht kriegen wir die „Supergroup  Prof. Wolfff meets Gono Cocks“ zusammen.

Wie viele Neu-UlmerInnen hier ihre Lebenspartner gefunden haben, lässt sich kaum abschätzen. In den 16 Jahren, in denen wir da Theater gemacht haben, haben uns Hunderte versichert, sie hätten auf diesem Parkett die Liebe auf den ersten Blick erlebt. Also: Wo ist das Salonorchester, welches allen diesen Menschen und den Jüngeren, die auch Spaß dran haben, ermöglicht, nochmals  einen Walzer hinzulegen oder einen Tango?

„Best of Riese & Ko“ wünschen sich schon lange viele Freunde. Es gibt vielleicht keinen besseren Anlass. Also starten wir es jetzt, dieses Programm. Da könnten wir auch Teile unserer „Revue des 20. Jahrhunderts – Für mich soll’s rote Rosen regnen“ einbauen. Schließlich entstand das Gebäude ja 1902. In den 110 Jahren hat er einiges mitgemacht.  Freuen würde uns, wenn wir musikalisch unterstützt würden.  Welche Band, welche(r)  SängerIn hat die Idee und mag uns helfen?

Soviel mal zur Idee an sich. Konkreteres bald mehr.

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Sonntag, 3. Juni 2012

Was alles wie wird - wir sind gespannt

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Bei einem Kunst-Kurz-Tripp ins gelobte Land TYROL (Ende Mai 2012)  waren wir von einigen "Sachen" mächtig impressed. Nun verarbeiten wir alles und werden einiges von dem, was wir für weg- und zukunftsweisend halten, in eigene Aktivitäten fließen lassen.


Zum ersten Male trafen wir bewusst auf Arbeiten der Bildhauerin Heidi Leitner (wohnhaft in Trento). Ihre Skulpturen sind zu sehen in der Vorburg von Schloss Bruneck (Domizil des "Messner Mountain Museum Ripa"). Hier, in diesem wundervollen Ausstellungsraum, werden wir inspiriert, unbedingt am und im neuen Theater (wieder) mehr mit bildender Kunst zu machen. Noch mehr bestärkt werden wir in dieser Idee beim Atelierbesuch bei Heidi Leitner in Trento, hoch im Berg auf einem alten Hof. Eine sehr schöne Begegnung mit dem Blick auf ihr neues Märchen-Projekt, an dem sie arbeitet und welches sie in zwei Jahren etwa vorstellen will.

Und dann ist da noch der von Heidi Leitner angeregte Abstecher in die Galerie Kompatscher in Brixen (Hofburggasse 5), wo auch sie betreut wird. Jakob Kompatscher, der Galerist zeigt uns, was er von der Leitner zu zeigen hat, darunter einen Zeitfahrer, den wir genauso gern mitgenommen hätten wie die russische Tänzerin aus ihrem Atelier. Aber die Summe haben wir wegen des Theater-Neubaus (grad) nicht locker. Und dann macht er uns noch bekannt mit Ciro, der uns ebenfalls sehr beeindruckt.

Wir rissen uns los, wurden aber noch schnell von Jakob Kompatscher auf den Marzari-Park des 450 Jahre alten Hotel Elephant aufmerksam gemacht. Ein wunderschöner Park, den das Hotel auf besondere Weise bespielt. Vor allem Hotelgäste, aber auch sonstige Besucher können sich da ergehen. Wir sind reingegangen. Und wir wurden sehr überrascht:  Derzeit läuft dort die Ausstellung: „Der lange Weg des Elephanten“, initiiert und organisiert vom praktisch gerade frisch gegründeten Kulturverein, der sein online-Portrait mit folgender Sentenz eröffnet: „Der wichtigste Aspekt eines kulturellen Projektes ist die Fähigkeit, die Auffassung unseres Lebens in seiner Gesamtheit zu verbessern.“ 

Vier Tage später schlagen wir unserem Freund und Förderer Günter Steinle vor, die ihm gehörenden, unmittelbar dem neuen Theater benachbarten Räumlichkeiten der aufgegebenen Ebay-Agentur zu "Galeria Steinle Collection" zu machen und als erstes - parallel zur Eröffnung des neuen Theaters - eine Ausstellung mit Werken von Helmut Koch aus Mülheim-Ruhr zu ermöglichen. Dessen künstlerisches Credo passt zu dem, was der Brixener Kulturverein propagiert (siehe oben) und zu dem, was wir zum Beispiel auf unserem blog, William James zitierend,  als Leitwort posten: „Durch die Art, wie er den Dingen Aufmerksamkeit schenkt, trifft jeder von uns eine Wahl, welche Art Welt es sein soll, in der er leben will.“

All die Eindrücke der drei Tage fließen ein in weiteres Konzipieren unserer künftigen Theaterarbeit. Manches lassen wir mit dem alten Klotz in der Silcherstraße hinter uns, ganz sicher! Manches wird auch bleiben, so die Fassade, aber auch die nicht gänzlich unverändert. Anderes wird ganz neu. Was alles wie wird - wir sind selbst gespannt bis dorthinaus.

Erste Idee für ein neues Stück: "Morde Deinen Nächsten" von Leslie Darbon. Könnte die erste Premiere im neuen Theater sein, Kategorie "yellow-button". An der ersten "red-button"-Produktion doktere ich auch schon herum - Arbeitstitel: "Wem gehört Gott?" Und dann schwirren ein paar  "green-button"-Ideen (unkonventionell, aktuell, abstrus) durch die Gegend: Lesungen aus der Mao-Bibel, aus dem Koran, aus der Zeit, aus dem alten Testament oder von Bloggern und Facebookern; Gespräche über Gott und die Welt mit Gott und der Welt; zwei, drei "Schüsse in den Ofen"; "Salon - wilde Alte treffen junge Wilde"...

Glossar:

  • ·        "yellow-button": leicht, unterhaltsam, humorig
  • ·        "red-button": fordernd, provokant, irritierend
  • ·        "green-button": unkonventionell, aktuell, abstrus
  • ·        „white-button“: seicht, oberflächlich, banal

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