Samstag, 31. Juli 2010

3. Weg: Nassmacher (Immunitäten Anpinkler)

Gern geriere ich mich als Komödiant - und bin von daher von Zeit zu Zeit (wenn ich als Künstler "im Dienst" bin) ausfällig, frech, vorlaut, respektlos und was man sonst noch sein kann.

Ein Künstler (Komödiant) ist nun nicht rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr Künstler (Komödiant). Aber wenn er gerade berufs-"tätig" ist, sollte man es schon merken.

Blöd ist nur, dass beim Einnehmen gewisser Amts-Positionen und Annehmen bestimmter Würden der Serotonin-Spiegel der Amts- und Würdenträger eine kritische Schwelle unterschreitet. Ein (zu) niedriger Serotonin-Spiegel vermindert die Wahrnehmungsfähigkeit und das Einfühlungsvermögen für die Umgebung erheblich - zu beobachten auch bei Patienten in einer hypomanischen Phase (also einer leichten Manie) genauso wie bei frisch Verknallten. Während leidenschaftliche Liebe zu einem Partner maximal zwei Jahre anhält (spätestens dann, meist viel eher haben sich die Hormonspiegel wieder normalisiert), bleibt der durch bis zum Wahnsinn gehende Selbstliebe ("Nach sich selbst Verrückte") unter den kritischen Schwellenwert gedrückte Serotonin-Spiegel der frisch Beförderten anormal lang niedrig, meist dann bis an ihr Ende - mit den oben beschriebenen nachteiligen Folgen.

Das wird flankiert dadurch, dass die Posten-Besitzer qua Amt ad hoc Immunität erlangen, praktisch also sofort immun sind, auch und vor allem gegen das Volk, gegen Dich und mich, die wir ihnen Kreti und Pleti sind. Herausragendsten Protagonisten in diesem Genre: die Herren Berlusconi und Sarkozy. Die sind sowas von immun ...

Und man sollte sich nicht täuschen: Da gibt es auch hierzulande etliche Epigonen (Amigos, Toscana-Fraktionäre), welche diesen Stil bewundern und doch sehr nachzuahmen bemüht sind. Ein gut dokumentierter Fall (wenn auch ein vergleichsweise kleiner Fisch) scheint mir zum Beispiel hier vorzuliegen:

Da läuft also selbst intelligentes Intervenieren des Narren ins Leere. Da ich aber rohe Gewalt à la Beate Klarsfeld (Ohrfeige), Massimo T. (Mailänder-Dom-Modell-Schleudern) oder Eier-Werfen (gegen Kohl und Westerwelle z.B.) ablehne, schlage ich den 3. Weg ein.

Ohnehin als ein der skeptischen Generation zuzurechnender Zeitgenosse nach Autonomie und Freiheit strebend, reihe ich mich inzwischen gern auch zunehmend in die Riege der Kyniker ein - und neige zu Aktionen wie "nass machen", zum sprichwörtlichen Anpinkeln der hohen Immunitäten.

(Überlege die ganze Zeit beim Entwerfen dieses post, ob da nicht was drin ist für eine scharfe Nummer im Silvesterprogramm.)

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Mittwoch, 28. Juli 2010

Schnappschuss vom "Magen-Trio"

So hat uns das Publikum gesehen - im Schluss-Bild von "Liebe geht durch den Magen" bei der "Zweiten" am letzten Samstag (24. Juli 2010) im "Café Konzertsaal". Festgehalten hat diesen Moment die Fotografin "köd" der "Augsburger Allgemeine", Ausgabe Neu-Ulm, veröffentlicht in der Printausgabe und im online-Auftritt der "NUZ".

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Dienstag, 27. Juli 2010

Menschenmassen und Moneten

Seht Ihr, so wie die wirklich glorreiche Süddeutsche Zeitung hier können es die "Großen"  plötzlich auch sehen. Ich hatte das Ganze von Anfang an in umfassenderem Sinne als (gesellschafts-)politisches Ding betrachtet. Kritisch beäugt. Masse. Millionen. Milliarden. Menschen oder Moneten. Moneten und Menschen. Da gefällt mir der alteund ganz schön grandiose Theater- und Opernregisseur Hans Neuenfels hier im Gespräch mit Hans-Juergen Fink noch mal so gut, wenn er unter anderem sagt:
Neuenfels: ... das Theater, auch Bücher, Bilder. Ich glaube, dass Kunst die einzige Chance ist, ein Leben zu beeindrucken, durch Überraschung, Verwandlung, Ergriffenheit. Sie kann Dinge formulieren, die man sonst nur träumen würde.
Und eine andere Passage:
Neuenfels: Ja. Es ist der letzte Weg, die Welt zu retten - aus Indifferenz, aus Entleerung. Wir haben keine Utopien mehr. Wir haben nur Informationen, Nachrichten, wir haben keine Inhalte mehr. Es gibt zurzeit sehr wenig Fortschritt. Das kann ganz schön depressiv machen. Frage: Was soll dann Angela Merkel am Sonntag mitnehmen aus der Premiere? Neuenfels: Das ist eine entscheidende Frage. Ich denke, sie müsste unbedingt überlegen, was Politik sein könnte , als Entwurf. Und nicht nur sehen, was die Tagespolitik ist . Wir haben überlegt, dass wir Frau Merkel noch 20, 30 weitere Verbote und Gebote überreichen müssten, die Lebensweise in Deutschland betreffend - um auch da unausweichliche Antworten zu provozieren. Frage: Zum Beispiel ...? Neuenfels: Nicht mehr reisen, Ausländer fördern, Rauchverbot aufheben, Trinker bestrafen, fette Speisen kontrollieren, Theaterbesuch verordnen ... so widersinnige Thesen. Wir müssten ein Manifest der Widersinnigkeiten gegen die Kleinlichkeiten der Regierungsform setzen, eine Art Happening. Aber sie muss keine Angst haben: Wir tun es nicht. Frage: Wenn Handlung und Wirklichkeit so depressiv sind, was bleibt dann?  Neuenfels: Die Musik.
Wenn's morgen regnet, spiel ich zwei Stunden (mordsviel Text und Adrenalin) für 55 im Kuhstall, wenn's nicht regnet: für 185 im Wirtsgarten davor. Worauf soll ich mich mehr freuen?

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Montag, 26. Juli 2010

"Mein" Duisburg

Zu meinem post "Hört doch auf!"
hab ich was nachzutragen.
Ich hab da drei Fundstücke, die Ihr
in den Notizen meiner Facebook-Page
nachlesen könnt, ohne Mitglied bei fb
zu sein und ohne Einloggen.

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Hört bloß auf!

Gern hab ich verkündet:
Ich spiel lieber zehn Mal für hundert Leute, als einmal für tausend.

Wenn ich mich bewege, muss das einen Grund haben, einen Beweggrund.
Was bewegt Millionen?
1,4 Millionen oder vier Millionen?
Welchen Grund gibt es für (solche und andere moderne) Völkerwanderungen?

Mit "Kultur" hat das allenfalls bedingt zu tun.
Mit Kunst gar nichts.

Die A40 war - nur blöd!
Der DU-PR-Versuch war - nur blöd!

Du warst dabei und bist sauer, weil ich das so bewerte?
Scheiß doch auf meine Meinung!

Ich sag: Hört bloß auf!

Ich weiß, weshalb ich dagegen war und bin.
Auch gegen "Public Viewing" - ein völlig falscher Begriff,
der im Zusammenhang mit DU - sorry - ich lass es.

Solltest Du Dich von meinem "blöd" getroffen fühlen - umso besser.
Frag Dich, wer oder was Dich bewegt hat.

Das Private wird immer Poltischer.
Das Unpolitische wird immer Politischer.

Die Merkel-Truppe kuscht vor der Banken- und vor der Auto-Lobby.
Sie kuscht auch vor dem medizynisch-industriellen Komplex.
Und wer da Alternativen bevorzugt, wird nicht nur von den Kartellen bestraft,
die Masse belächelt, verhöhnt und beschimpft einen noch.

Millionen Fliegen haben recht: Scheiße muss schmecken.
So fressen Millionen den Arznei-Scheiß.
Millionen springen dahin, wohin Medien zu springen befehlen.
Und die Feuilletons wollen a dabei sein, wo es nach Geld stinkt
und wo die Masse ist.
Bloß sich nicht da erwischen lassen, wo Geist ist. Der ist zu flüchtig.

Intelligent sein ist zu anstrengend.

Gestern haben wir von Autonomie geträumt.
Wir glaubten, Kant verstanden zu haben:
"Freiheit ist der Austritt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit."

Heute wissen wir:
Keiner will verantwortlich sein, für nichts und niemand.
Schon gar nicht für sich selbst.

Komm, da machen wir ein Programm draus.
Aber - weil sonst keiner kommt - für Dich und mich?
Lohnt sich das?

Zehn mal 100 wären besser, ne?

Nu gut - warum Illusionen nachhängen?
Lieber trinken wir einen.
Oder gehen für Stunden in den Wald, auf den Berg  oder
in das verfallende Haus da im ... in ...

Unser Programm:
Erst schweigen wir, dann reden wir nicht, dann schweigen wir wieder.

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Sonntag, 25. Juli 2010

Das 16. selbst verfasste Stück uraufgeführt

Das AuGuSTheater Neu-Ulm hat am vergangen Freitag (23. Juli  2010) die Farce "Liebe geht durch den Magen" uraufgeführt. Geplant als Freilicht-Programm, zwang das Wetter Zuschauer und Akteure bei der Premiere des 16. (!) von Claudia Riese und Heinz Koch selbst geschriebenen Programms zum Ausweichen ins Restaurant „Konzertsaal“,  was der freudigen Premierenstimmung keinesfalls Abbruch tat. Am Ende gab es langen Beifall und hartnäckige Zugabe-Rufe, denen  das Ensemble nachgab.


Es war so etwas wie ein Gastspiel unmittelbar vor der eigenen Theater-Tür. Der ohnehin schon sehr ansprechende Gastraum mit Blumen und Kerzen geschmückt, die Tische festlich gedeckt – da war, da doch das Auge bekanntlich mitisst, der Rahmen für ein Gelingen mehr als gegeben.

Was dann über die Bühne ging, bereitete dem Publikum offenbar großes Vergnügen – wie am vielen Zwischenbeifall und den immer wieder durchs Lokal brandenden Lachsalven abzulesen war. Zwar dreht sich bei "Liebe geht durch den Magen" wieder einmal vieles um die Beziehung von Mann und Frau.

Klar: Ist doch nichts von den ewigen Dingen in der Geschichte der Menschheit so oft neugezimmert, geflickt, restauriert und möbliert worden wie die Beziehungskiste. Das war und ist doch ein ewiges Hin und Her, eine ewige Berg- und Talfahrt. Noch heute gibt es (zu) viele ungeklärte Fragen zwischen den Bewohnern von Mars (Männer) und Venus (Frauen).

Aber es geht den Theaterleuten nicht nur um das in unserer Gesellschaft offenbar relevanteste Thema „Beziehungskiste“, vielmehr „zerfällt der Abend in die drei Teile A, B und X“, wie „Waldi“ (Heinz Koch) als Moderator einer neuartigen Koch-Show („Wir kochen nicht, wir reden nur drüber“)  das Publikum anfangs instruiert.  „Teil A behandelt den MAgen, Teil B die LieBe und Teil X ein MiX aus beidem.“ Und da wird auch die Liebe zum Geld behandelt, das Faible der Frauen fürs Lesen (insbesondere der Klatschpresse) und zum Beispiel die Frage: Was passiert, wenn die Liebe durch den Magen geht? Wird sie dann heiße Luft?

Die Liebe zum Theater wird gleich zu Anfang benannt, im ersten von sechs Liedern, für die als Sängerin die junge Musicaldarstellerin Manuela Maric (Stuttgart) engagiert wurde. „Alles ist doch Theater, Theater ist die Wirklichkeit, das Tor zur Phantasie.“  Im Weiteren wird gefragt, wo die Liebe zu Hause ist (Paris), was wir ersatzweise tun, wenn die Liebe zu Hause bleibt und nicht in die Provinz kommt; und es wird gezeigt, wer sowohl bei großem als auch bei kleinem Liebeshunger hilft aber auch bei Liebeskummer tröstet: Mars-Menschen, Ferrero und Haribo.

In Spielszenen erlebt das Publikum, wie ein Hagestolz (Heinz Koch), der eine sachliche, emotionslose Beziehung zu einem Top-Modell käuflich erwerben möchte („Ich brauche sie nicht, aber ich will sie!“), ziemlich rasch scheitert, weil „Frosty Evelyn“ (Manuela Maric) binnen kürzester Zeit Seiten entwickelt, die nicht mit ihm kompatibel sind. Der Roboter, der ihn versorgen soll, will binnen zwei Tagen das Leben des Mannes umkrempeln, so dass er schnell feststellt: „Dieser Kühlschrank ist weiblich.“ Und „sie“ nach diesem Dejavus umgehend entsorgt.

In einer anderen Szene muss der Mann (Heinz Koch) bei einer gemeinsamen Zugfahrt feststellen, das seine frostige und ungalante Art bewirkt, dass die „Sensoren“ seiner Frau (in unnachahmlicher Weise  Claudia Riese in der Rolle ihres alter ego, der schwäbischen Schwert-Gosch Luise Häberle) Null-Funktionieren signalisieren - ähnlich wie die Temperaturfühler der neuen Heizung im „trauten“ Heim  bei genügend Außenwärme das Abschalten auslösen oder ähnlich wie die Sensoren im Zug die Klimaanlage außer Betrieb setzen.  

„Liebe geht durch den Magen“ ist sage und schreibe das 16. Programm der beiden Neu-Ulm Theatermacher, welches sie selbst geschrieben, uraufgeführt und in einer Serie auf die Bretter gebracht haben. Etwa noch einmal so viele Produktionen stammen aus ihrer Feder, die zu einem bestimmten Anlass entwickelt und nur einen Abend gezeigt wurden („Blauer Montag“, „Der 9. November“, „Ohne Netz … „Rotkäppchen“). Vor allem in den eigenen en suite-Produktionen, aber auch in vielen Stücken aus fremder Feder ging und geht es immer wieder um Männer und Frauen.

Heinz Koch dazu: "Einerseits müssen wir einfach feststellen: Das ist das Thema, welches in unserer Gesellschaft alle Menschen, unabhängig von Alter und Herkunft berührt und interessiert. Nicht umsonst wird ein Abend zu dem Thema zum phänomenalen Kassenschlager in der Region. Nicht umsonst macht inzwischen fast jede und jeder dazu Programme, werden unzählige Stücke auf den Markt geworfen. Und eigentlich geht es bei Shakespeare und Goethe letztlich auch um nichts anderes."

Und Claudia Riese ergänzt: „Wir bilden uns ein, das jeweils andere Geschlecht mittlerweile so gut zu kennen, dass wir dazu einiges  - ich sage mal: an kabarettistisch-lästerlichen Bemerkungen - vom Stapel lassen können".  Wie beide sagen, tun sie es Vicco von Bülow gleich: „Nicht losgehen, um zu gucken, was passiert. Es passiert nichts. Nichts Komisches, vor allem nicht grad dann, wenn man guckt. Man muss immer gucken, beobachten, speichern. Und dann, zur rechten Zeit eine Schublade aufziehen. Und dam muss man konstruieren. Jede Art von Komik, die man wiedergeben will, ist eine Konstruktion und geht über den Intellekt.“

Abweichend vom beim Inszenieren zur Pedanterie neigenden von Bülow (alias „Loriot“) ändern Riese und Koch ihre eigenen Programme, notfalls von jetzt auf gleich, gezielt oder improvisierend. „Wer alle acht Vorstellungen sieht, sieht immer was Neues. Da fühlen wir uns verwandt mit Dario Fo und Franca Rame und machen Theater, wie es Tabori verstanden hat: Das Bessere ist der Feind des Guten, jeder Abend ist nur ein Durchgangsstadium, zeigt, wie weit wir bis hierher gekommen sind. Jetzt muss es weitergehen.“

Mit „Liebe geht durch den Magen“ gastiert das Theater bis zum 14. August noch  im im "Adler" Holzheim (28. Juli), wieder im "Konzertsaal" (30. Juli), in den "Bürgerstuben Reutti" (4. August), im Wirtsgarten der "Gaststätte am Riedelsee" (Elchingen, 5. August)  und im Innenhof des Edwin-Scharff-Museums (13. und 14. August). Übrigens: Das Publikum muss nicht hungern, es kann essen und trinken - deswegen die Gastspiele an Orten mit Gastronomie.

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Samstag, 10. Juli 2010

Wider den Sandmann, der die Ölkanne schwingt

"Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht,
die sie vorgeben für euch erwerben zu müssen!
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind,
wenn mit der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!"


Dieses Strophe aus einem Gedicht von Günter Eich, lässt mich fragen: Wer oder was ist "die Welt"? Ihr, KünstlerInnen, die Ihr beim Lesen der Zeilen des Dichters genickt und  der letzten Zeile besonders heftig zugestimmt habt - wer, glaubt Ihr, ist "das Getriebe"? Sind wir uns sooo einig, wer wir sind und wer die anderen, denen wir Sand sein sollen? Ist die Hölle tatsächlich da draußen? Ich mag  auch die Lieder ganz und gar nicht singen, die so mancher von mir erwartet, der sich selbst zu gern als Sandmann geriert, tatsächlich aber ein Ölkanne-Schwinger ist. Capisco?

 

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