Samstag, 26. Mai 2012

Auf hohem Ross: Amtsschimmelreiter St. Bürokratius

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Amtsschimmel

aus: wikipedia

Ein Theaterneubau ist was höchst Kompliziertes. Sogar ein Zimmertheater mit maximal 99 Plätzen einzurichten ist sehr aufwändig und sehr teuer. Wer da in naher Zukunft Pläne hegt, soll hier gewarnt sein. Oder soll sich bei uns informieren. Wir durchleiden gerade die Torturen, (Theater-) Kunst eine Heimstatt zu geben:  Jede Menge Auflagen sollen erfüllt und jede Menge Geld muss deswegen aufgebracht werden, der Amtsschimmel wiehert.

Wem soll ein Theaterbesuch möglich sein? Jeder und jedem. Allen, die rein wollen. Wer will rein? Jeder? Jede? Mitnichten! Wenn Du seit rund 50 Jahren Theater machst, davon 30 Jahre am selben Ort, kennst Du Deine „Pappenheimer“.

Wenn schon ein neues Theater, dann so  … wie möglich. Hmh - so praktisch? So groß? So schön? So ansprechend? So funktional? So perfekt?  Ja wie soll es eigentlich sein? Das alte Domizil war wirklich alt, morbide, (zu) groß, altmodisch, 110 Jahre alt, entsprechend marode und sanierungsbedürftig, energetisch / thermisch  und in jeder sonstigen Hinsicht.

Auflagen, die im alten Haus 60 und mehr Jahre keinerlei Rolle spielten, verleiden einem nun den Spaß am Neu-Anfang. Jeder, der (und jede, die) früher zu uns ins Theater wollte, kam rein. Auf alles wurde Rücksicht genommen – auf die, die in der Mitte von 16 Sitzen Platzangst gehabt hätten, auf Leute mit langen Beinen oder kurzem Oberkörper. Wir haben in den alten (Tanz-)Saal ansteigende „Ränge“ eingebaut, um die Sicht für weniger Betuchte auf den letzten Plätzen zu verbessern.

Noch vor drei Wochen haben eine Rollstuhlfahrerin  14 Stufen hoch ins studio getragen. Das neue Theater ist, oh Tod, nicht barrierefrei. Es gibt am Eingang eine Stufe, etwa zwölf Zentimeter hoch. Da soll also eine Rampe gebaut werden. Kostenpunkt: runde 10.000 Euro. In den letzten 30 Jahren wollten  grob gezählt  17 RollstuhlfahrerInnen ins Theater. Alle haben vorher telefonisch oder per Mail ihr Kommen angekündigt und ihre Plätze reserviert. Dabei wurde geklärt, ob sie die Vorstellung im Rollstuhl genießen wollten (da wurde dann ein Theaterstuhl aus der Reihe genommen) oder  ob sie auf einen der vorhandenen Stühle reflektierten (da wurde der Rollstuhl seitwärts geparkt). 

Wir dachten naiv, dies individuell abgestimmte  Service könnte beibehalten werden. Wir dachten, 10.000 Euro für knapp zwei Dutzend BesucherInnen in den nächsten 30 Jahren  seien unverhältnismäßig (was eine Ausnahmeregel zuließe), zumal wir sozusagen jeden "unserer" Rollstuhlfahrer persönlich kennen und schätzen.  Nein, St. Bürokratius belehrt uns: Die Barrierefreiheit brächte uns in Zukunft mehr BesucherInnen mit Handicap – das  aber, so dekretiert der Bürokrat, mit zwei Freikarten (die Zweite für die Begleitperson).

Darf ich staunen: Ich baue vorwiegend mit meinem privaten Geld ein Theater, muss für eine verschwindend kleine Zahl von potentiellen ZuschauerInnen eine unverhältnismäßig hohe Investition tätigen und soll dann auch noch Theaterspielen (Texte lernen, proben und alles Übrige) für Umme?

Und wenn ich jetzt sage: Dat jeht nich! Die Kohle hab ich nicht! Ich bau gar kein Theater, sondern tingele! Watt denn? Wie bisher käme normalerweise jede(r) zu uns ins Theater, mit dem Unterschied: Wir müssten ihn bloß über eine „Stufe“, die besagte Schwelle von zwölf Zentimetern heben, nicht wie bisher vom Trottoir eine Stufe in den Windfang, von da drei Stufen ins Foyer und dann sogar noch eine Treppe mit 14 Stufen ins studio.

Wenn jetzt die Sonne nicht so schön scheinen würde, und wenn ich mich nicht jetzt voller Vorfreude auf die allerletzte – hey Leute: ausverkaufte!  - Vorstellung im alten Domizil vorbereiten müsste, würde ich weiter schildern, was St. Bürokratius  an Auflagen noch alles in petto hat, um den Spielbetrieb in einem  Theater mit 66  Plätzen zu erlauben (?) – dann würd ich noch schreiben über Brandlasten, F90-Wände, T30-Türen, schwer entflammbare Vorhangstoffe, Feuerlöscher, Schankgenehmigungen, Lüftungsschächte und -klappen, Rohrabschottungen, Steckdosen in Schallschutzwänden … Ich würde schreiben über die Bedenken der anderen Eigentümer im Haus bezüglich der Schallschutzmaßnahmen zur Gewährleistung der (Zitat:) „Nachtruhe der darüber befindlichen Schlafräume“ (wegen der Orkan-artigen Beifalllsstürme?), über das Ablösen von Stellplätzen, über die in einer Verordnung erstarrende  geschmäcklerische Ansicht einer Dame im Bauamt… Ich würde schreiben …

Nein, die Chefin macht einen Sketch draus. Den bringt sie zur Neueröffnung – falls es zu einer Neueröffnung kommt.

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Montag, 21. Mai 2012

Da gab's nix zu bedauern

Großkritiker Bernd C. Sucher hatte am Morgen des 19. Mai Mitleid mit uns. Er hätte aber die Festivalleitung fragen können und erfahren: Wir waren schon vorher praktisch ausverkauft mit unserem "Fast Faust" bei den Bayerischen Theatertagen. Fünf Plätze blieben unbesetzt. Es stand zwar 235 : 20 Millionen. Im Gegensatz zu den Millionen Enttäuschten waren unsere 235 aber sehr begeistert, einschließlich "Die Theatermacher"-Rezensent.

Sucher
Besser zu lesen hier (letzte Seite):

http://www.bayerische-theatertage.de/tl_files/theatertage/Theatertage_2012/pr...

Faust

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http://www.bayerische-theatertage.de/tl_files/theatertage/Theatertage_2012/pr...

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Sonntag, 20. Mai 2012

Wilde Weiber oder Schelm

Geplant sind in 2012 zwei open-air-Termine: 18. und 25. Juli im Freigelände der Ausflugsgaststätte beim Angler-Paradies Riedelsee. Malk sehen, ob wir da auch einiges Publikum angeln. Das Programm ist noch nicht ganz sicher. Es hängt davon ab, ob beide Kolleginnen frei sind, die bei "Willis wilde Weiber" zusammen mit Claudia Riese wirbeln. Wenn eine von ihnen nicht kann, "Bin ich wieder ein Schelm heute".

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Gestern Augsburg

Faust-faust
Auch beim zweiten Auftritt bei den 30. Bayerischen Theatertagen in Augsburg (nach "Willis wilde Weiber" nun) mit "Fast Faust" haben wir das Publikum hörbar begeistert. Unglaubliche 250 ZuschauerInnen bei gleichzeitiger "Konkurrenz" in Form des CL-Finales!

Ich weiß nicht, was Thomas Bernhard ("Morgen Augsburg") gegen Augsburg hat(te) ... War das ein Schluss-Applaus! Meine Güte! Und was die Leut gelacht haben . Und wie sie bei den interaktivenPassagen mitgegangen sind. Überrascht waren sie eigentlich nur zu Beginn bei der Handschlag-Begrüßung durch den Intendanten des Dramen-Terzetts, aber schon da brach sichtlich das Eis (bei fast allen, zwei oder drei waren indigniert oder verlegen).

Warum war das in Neu-Ulm eigentlich nicht permanent total ausverkauft?

Allein für diesen Abend haben sich die Mühen des Lernens und Einstudierens gelohnt. Trotzdem bleibt die Tatsache: Vorbei, vorbei - dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze ...

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Montag, 14. Mai 2012

Willis wilde Weiber - very wandervoll

Willi-regie
"Willis wilde Weiber" ist zu meiner favorite-Inszenierung (gleich hinter meiner absoluten Nummer eins, "Marlene") geworden. Den vielen guten und sehr guten Vorstellungen seit der Premiere (Weihnachten 2011) wurde gestern (13. Mai 2012) die Krone aufgesetzt: Die Show im Augsburger TIM bei den "30. Bayerische Theatertage" (BTT) war unglaublich ...

Man müsste ein Publikum mitnehmen können! Es war unerwartet voll, sogar erwartungsvoll. Das Publikum ging von der ersten Sekunde an mit. Das Trio Claudia Riese, Clarissa Hopfensitz und Kathi Wolf hat sich als "Willis wilde Weiber" selbst übertroffen und in einer ungeheuren Spiellust die Menschen auf den beiden (sehr schwer anzuspielenden) Zuschauertribünen mitgenommen auf einen Höhenflug, der in einem Beifalls-Orkan mündete, mit Bravos en masse und gellenden Pfiffen der Anerkennung.  Tatsächlich wurde eine Zugabe gefordert - und die hat's nochmals gesteigert! Unglaublicherweise.

Ganz großen Dank an das für uns zuständige BTT-Team mit Schauspielerkollegin Olga an der Spitze, die uns mit Miriam zusammen bestens betreut hat. Und die stagehands sowie die Licht- und TontechnikerInnen des Theater Augsburg waren auch höchst effektiv in ihrer professionellen Unterstützung beim Bühnevorbereiten, beim Einleuchten und im Begleiten der Show.

Wenn's am Samstag bei "Fast Faust" auch so rappelt, sind wir endlich versöhnt mit den Bayerischen Theatertagen (bei denen wir uns ein paar Jahre lang nicht wirklich angekommen / angenommen gefühlt hatten). Unser schräger "Faust" ist ja trotz des Finales in der CL schon bestens vorverkauft. Und wir hoffen: Der bietet dem Publikum am Samstag auch soviel Spaß und Anregendes wie die Schäxpier-"Weiber".

Zwar werden wir nicht, wie im letzten Jahr mit unserer  Eigenproduktion "Helden auf dem Abstellgleis", auf einen Preis hoffen dürfen ... Aber das Gastspiel  gestern hat soviel Freude gemacht, das ist kaum zu beschreiben. Insgesamt deshalb ganz großes Kompliment und Dank an die Augsburger, vornehmlich und namentlich an Festival-Organisator Oliver Brunner.

  • Jetzt müssen einfach sehen, dass wir dieses wundervolle Trio wandern lassen. An den Riedelsee, nach Kiel und wohin es sonst noch gehen kann.

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Sonntag, 6. Mai 2012

Beim Nachspiel geschwankt

Lichtspiel-studio_01
Das waren zwei sehr gelungene Shows am Wochenende. Vor allem die als “endgültig, ultimativ, definitiv, unverrückbar ALLERLETZTE” propagierte Vorstellung von “Liebe & andre Katastrofen” wurde von einem höchst animierten Publikum (hallo Ottobeuren-Trio) sehr, sehr belacht und ausgiebig beklatscht (bis Onur gewaltsam das Bühnenlicht aus- und das Publikumslicht angemacht hatte). Am Abend vor dem WELT-LACHTAG!

Kerstin schrieb ins Gästebuch: “Wenn jetzt alle Frauen ihre Männer nicht mit nach Hause nehmen, wird’s hier ziemlich voll. Wau! War super nett und lustig.”

Im Nachspiel wurden wir schon wieder schwankend: “Ist das doch noch nicht abgespielt?” Ganz sicher wurden wir in unserer Meinung bestärkt: “Theater auf Krankenschein” muss sein! Da muss man nicht warten, bis der Arzt kommt. Lachen im (in unserem) Theater ist die beste Medizin.

Und dann schreibt auch noch Christine in den Publikums-Stimmen:
“Kleines Theater ganz groß. Wir, drei Mädels aus dem Allgäu, hatten Gesichtsmuskelkater vom Lachen (vor allem im ersten Teil) und haben uns auch auf dem Heimweg im Auto noch köstlich ‘gekringelt’. Die Mimik von Claudia Riese ist einfach zum Schreien. Danke. Wir kommen wieder.”