Montag, 30. Mai 2011

Neu-Ulm feiert feste „Die Festung“

200 – das ist derzeit die magische geschichtliche Zahl in Ulm und in Neu-Ulm. Vor 200 Jahren verlor die Württemberg zugeschlagene Stadt Ulm ihre Gebiete rechts der Donau an Bayern, aus denen das heutige Neu-Ulm wurde. Deshalb rappelt's zur Zeit in der Doppelstadt beiderseits der Donau – ein Jubiläumsfest jagt das andere. Und dazu kommen jede Menge weiterer events, so am kommenden Sonntag, 5. Juni: „Der Tag der Festung 2011“ .
Zumindest flächenmäßig ist „Der Tag der Festung“ in diesem Jahr die größte Veranstaltung in Ulm und Neu-Ulm. Die Bundesfestung Ulm erstreckte sich natürlich auch auf die ulmischen Gebiete, die heute Neu-Ulm sind. Napoleon war's, der das bayerische Oberamt Ulm den Württembergern schenkte, weil sie ihn beim Rheinübergang und auf dem weiteren Zug gen Österreich nicht gehindert hatten. Nach der Schlacht bei Elchingen war's dann Ulm, welches die krasse Folge zu tragen hatte: Wichtige Gebiete der Stadt rechts der Donau, die zum Grenzfluss wurde, blieben bei Bayern. Damit waren die sonntäglichen Ausflugsziele verloren genauso wie es schwierig war, zu den Arbeitsplätzen in den Flößerwerften, zur Schießhalle oder zu den Gärten zu kommen.
Vor 200 Jahren war das. Neu-Ulm feierte deshalb am vorletzten Wochenenden (21. - 23. Mai) ganz groß. Am vergangen Wochenende feierte Ulm dann "200 Jahre Friedrichsau". Der Park wurde den UlmerInnen als Ersatz für die an Bayern verlorenen Gebiete geschenkt, vom württembergischen König Friedrich. Und als der in die Stadt kam, vor 200 Jahren, wollte auch der Flugpionier Albrecht Berblinger, heute berühmt als der "Schneider von Ulm", seine Flugkünste zeigen. Manche behaupte, er sei nicht gescheitert, sondern habe den Flug abgebrochen und sei in die Donau geplumpst, weil er nicht nach Bayern wollte.
Es gab über die zwei Jahrhunderte tatsächlich viel Trennendes. Das ist heute noch zu spüren, obwohl die Stadt in Sachen Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Verkehr, Infrastruktur-Planung, Touristik und manch anderem Gebiet zusammenarbeiten.
Eine "Klammer" ist die sogenannte "Bundesfestung Ulm", die fälschlicherweise so genannt wurde und wird. Denn: Sie wurde von 1842 bis 1859 gebaut, also 30 Jahre, nachdem es schon ein "Neu-Ulm" gab (das allerdings 1869 erst zur Stadt erhoben wurde, durch keinen Geringeren als den "Märchenkönig"  Ludwig II. von Bayern. Und: Zwar wurden vom Deutschen Bund zwei Drittel auf württembergischer Seite realisiert, aber immerhin ein Drittel auf bayerischem, Neu-Ulmer Boden. Die heute vielfältig, unter anderem von Künstlern und Jugendorganisationen friedlich  genutzte Bundesfestung Ulm / Neu-Ulm zählt zu den (nicht wenigen) Superlativen, mit denen sich die Doppelstadt brüsten kann: Sie ist Deutschlands größtes, noch erhaltenes Festungsensemble.

So ist auch „Der Tag der Festung“ ein die Städte verbindendes Ereignis. Und Neu-Ulm spielt nicht nur mit: Die Festung bereichert Neu-Ulm in viel höherem Maße als die Schwesterstadt jenseits der Landesgrenze, weil die Relikte der Anlage angesichts der Größe der Stadt und der Nähe zur Innenstadt die Kommune viel mehr prägen. Stichwörter: Wasserturm (das Wahrzeichen Neu-Ulms), Glacis Carponnieren.


Dementsprechend gibt es ein ansprechendes Programm (Link zur Gesamtübersicht), sagen wir von der Reuttier Straße über die Caponniere 4 am Bahnhof Neu-Ulmer (wo es zum Beispiel eine Oldtimerschau gibt) und den den Glacis-Park bis hin zum Wasserturm, dem Wahrzeichen Neu-Ulms. Viele wissen es gar nicht: Der Wasserturm war / ist auch Teil der Festung. Dort, unter dem Turm, betreibt der Verein „Förderkreis Bundesfestung“ ein kleines Festungsmuseum, welches am Sonntag geöffnet. Ist - könnte ein gelungener Abschluss eines Spaziergangs durch den Glacis-Park sein.
Ein Hinweis: An der Reuttier Straße, beim Venet-Haus, findet sich das zur ehemaligen Bundesfestung Ulm gehörende Caponniere-Vorwerk, welches der Privatmann Werner Schneider (vom Büro Schneider Geiwitz & Partner) hat renovieren für und für hochkarätige Kunstausstellungen präparieren lassen. Wie der Presse zu entnehmen ist, plant Werner Schneider hinter seinem Nething-Bau und der von Bernd Gesericks BEGE Galerien Ulm/Neu-Ulm bespielten Bundesfestungs-Bastion einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Skulpturenpark. Ein großartiger Anfang ist gemacht. Hier sollen Arbeiten bedeutender zeitgenössischer Künstler auf der Dachebene einer großen Garage platziert werden. Am Sonntag kann man sich einen ersten Eindruck verschaffen davon, wie hier alt (Festung) und modern (Nething-Bau / Kunstwerke) reizvoll kontrastieren. 

Hier das Programm zu „Der Tag der Festung 2011“ am 5. Juni in Neu-Ulm:

Caponniere 4
Theodor-von-Hildebrandt-Platz,
Bahnhof Neu-Ulm
10 - 17 Infos und Führungen Förderkreis Bundesfestung
10 - 17 Installation „Schöne Aussichten“
A. Hauslaib, Stadt Neu-Ulm
10 - 17 Oldtimer-Nutzfahrzeuge + Getränke
Oldtimerclub Magirus IVECO
10 - 17 Oldtimer-Schau & Rundfahrten
Oldtimerfabrik Classic
10 - 17 Feuerwehroldtimer
10 - 17 Oldimer "Fernlastzug"
Caponniere 6
Glacis-Park, Neu-Ulm
11 Sonntagskonzert MV Steinheim & Sängerbund Steinheim
13, 14:30 und 16 Spaß mit SPONT ANELLO Kinder-Mitmach-Theater
Stadt Neu-Ulm
ab 10:30 Biergarten geöffnet
Barfüßer
Wasserturm
Glacis-Park, Neu-Ulm
10 - 17 Museum und Führungen Förderkreis Bundesfestung

Montag, 23. Mai 2011

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Neu-Ulm feiert - mit dem Stargast Harald Schmidt, Beate Merk und OB Gerold Noerenberg, mit den Hannover Harmonists - und mit vielen geladenen und ausgelosten Gästen im Edwin-Scharff-Haus. Harald Schmidt hatte auch seine Mutter mitgebracht - als Kronzeugin: "Nach vier Wochen waren wir weg." Foto: Volkmar Könneke

Hallo: Nein, Dementi! Harald Schmidt war am Freitag-Abend (20.Mai 2011) zwar in der Silcherstraße, aber: nicht bei uns, nicht in Nummer 2 (der eigentlichen Nummer 1), sondern ein paar Häuser weiter, Silcherstraße 40, (Edwin-Scharff-Haus).

Ich war zu dem Zeitpunkt in Nummer 2 und für Nummer 40 unabkömmlich. Ich war als "Faust" beschäftigt, er war als Fest-Lästerzunge dort engagiert und ging dementsprechend engagiert zu Werke. Hatte zur Folge: Wir zwei liefen irgendwie ganz knapp aneinander vorbei.

Er hatte nur unwesentlich mehr (lediglich lächerliche 600) Zuschauer als ich. Das muss ihn gewurmt haben. So ließ er sich, sozusagen, um sich zu vergewissern, dass er in Neu-Ulm gewesen ist,  reihenweise mit Neu-UlmerInnen ablichten. Und erarbeitete sich somit eine gewisse Bedeutung.

Harald Schmidt ist ungefähr 692 Mal fotografiert worden. Warning: Wenn irgendwo ein Foto auftauchen sollte "Harald Schmidt mit Heinz Koch" - nix bezahlen dafür. Das ist ein Fake!

Übrigens: Ich hab Harald Schmidt schon auf der Bühne gesehen (hier auch dokumentiert); jetzt ist er erst einmal dran.

Er ist kein Neu-Ulmer mehr, ich bin einer geworden. Ich bin Neu-Ulmer mit Migrationshintergrund (komme aus dem Pott). Ich wollte von der Ruhr an die Donau. Harald Schmidt hat der Donau den Rücken gekehrt - es hat ihn an den Neckar (!) gezogen. Harald Schmidt kommt zurück - "Nicht ohne meine Mutter" -   und hat doch jetzt tatsächlich die Stirn,  Binde-Glied zwischen Neu und Ulm werden zu wollen (das erinnert an einen Herrn, dessen Vorfahren Leine gezogen und sich an der Themse angesiedelt hatten und der doch tatsächlich träumte von einer Existenz als Tampon).

Zusatz-Infos:

Artikel in der Neu-Ulmer Zeitung

Artikel in der Südwest Presse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Samstag, 21. Mai 2011

Verführungskünste rund um den "Faust"

Herr-sp
Das AuGuSTheater Neu-Ulm ist ja um Ideen nicht verlegen. Auf seine Initiative kam die Lobbycard in Ulm zustande. Vor Jahren hat es "Theater auf Krankenschein" gefordert. Und auch im Theater-Alltag ist immer wieder die eine oder andere Novität geboten. Zur letzten Vorstellung von "fast Faust" hat die Bühne sich gleich vier Besonderheiten ausgedacht, mit der das Publikum verführt werden soll, den ollen Goethe und sein größtes Werk kennenzu lernen. 

 1. Die Vorstellung am 11. Juni 2011 beginnt schon um 17 Uhr, statt wie sonst um 20 Uhr! Der Grund: Eltern (vor allem Alleinerziehende), die keine "Oma" oder andere Verwandte in "Reichweite" haben, welche die Kids beaufsichtigen können, oder sich keinen Babysitter leisten können, und deshalb de facto vom Theaterbesuch ausgeschlossen sind, kriegen jetzt doch eine Chance zur "kulturellen Teilhabe":
2. Besonderheit: Das Theater organisiert einen "Kindergarten" für zwei- bis Zehnjährige. Die Eltern genießen das Lustspiel für zwei Schauspieler im Wissen: Die Kids sind bestens versorgt. Partner ist dabei das Neu-Ulmer Mehrgenerationenhaus, welches Betreuungskräfte und Spielmaterial stellt sowie die Honorare übernimmt.
3. Jugendliche und junge Erwachsene (10 bis 25 Jahre) in Begleitung ihrer Eltern zahlen für die letzte Vorstellung nur 1.- € Eintritt. Sie sollen somit "verführt" werden, Theaterluft zu schnuppern und ein Werk auf andere Weise kennen- und womöglich begreifenlernen als im (oft doch eher abtörnenden) Schulunterricht.
4. Viele, welche diesen "fast Faust" gesehen haben, behaupteten anschließend: "Jetzt haben wir das Stück (besser) verstanden." Viele haben bekundet, sie hätten Lust bekommen, das Original nochmals zu lesen. Selbst die Presse behauptet, wir hätten uns um Goethe verdient gemacht, es werde klar, wie aktuell viele Passagen des Textes seien ... Nun gut. Wir behaupten: Wer diesen unseren "Faust" gesehen hat, kann ab sofort überall kompetent über das Stück Weltliteratur mitschwätzen. Dabei werrden entscheidende Erkenntnisse absolut leicht verständlich geboten, dazu humorvoll, in aller Kürze, eben: "fast" (englisch für "schnell") Und ergreifend. Wer sein frischerworbenes Bildungsgut schwarz auf weiß bestätigt haben möchte, bringt das Reclamheft "Faust I" mit und kann sich nachher einen Theaterstempel eindrücken und die Autogramme der Regisseurin und der Darsteller geben lassen.
Publikumsstimmen:
"Habe 'fast Faust' gesehen und mich sehr amüsiert! Für eine Nicht-Faust-Kennerin war der Abend durchaus lehrreich, und die Schauspieler sind einfach grandios. Witziges Stück, gut umgesetzt, herzlichen Dank für den schönen Theaterabend."
"...für mich als selbst 'Gretchen-Darstellerin' war es einfach köstlich den Text ja fast immer mitsprechen zu können...und zu sehen wie's in dieser komödiantischen Form umgesetzt werden kann! Ein alles in allem sehr kurzweiliger und im-gedächtnis-bleibender Theaterabend! Danke, kollegiale Grüße aus Augsburg"
"Herrlich respektlos und dank der Schauspielerkunst ein wahrhaft interessantes Erlebnis."
"Und wieder war das ein superschöner Abend bei Euch, so wie alle anderen! Vielen Dank für das tolle Stück - Fast Faust - weiter bitte danke..."
"... locker vermittelt... ein toller Abend mit hohem Unterhaltungswert!"
Die Presse-Resonanz ist genauso positiv:
Ulmer Spickzettel (blog)
Südwest Presse, Ulm
Neu-Ulmer Zeitung
Regie: Claudia Riese; es spielen: Heinz Koch und Richard Aigner


Sonntag, 8. Mai 2011

Theater für Eilige - Klassik plus Comedy

"Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust ..." - "Faust" (Heinz Koch) mit dem Doktoranden "Wagner / Guttenberg" (Richard Aigner) beim Osterspaziergang, "Faust" und "Gretchen", "Faust" und "Mephisto", "Faust" und "Frau Mathe".

Fünf Probewochen liegen hinter uns. „Fast Faust“ ist draußen. Die Premiere und die „Zweite“. Unabhängig von Rezensionen stellen wir fest: Gut gelaufen. Ein blog, der „Ulmer Spickzettel“, hat die Produktion so gut besprochen wie die Publikumsstimmen klingen, die wir auf Facebook, im Gästebuch und in umnserem blog „Publikumsstimmen“ einsammeln konnten:

  • Herrlich respektlos und dank der Schauspielerkunst ein wahrhaft interessantes Erlebnis.

  • Und wieder war das ein superschöner Abend bei Euch, so wie alle anderen! Vielen Dank für das tolle Stück - Fast Faust - weiter bitte danke.....

  • Schwere Kost locker vermittelt... ein toller Abend mit hohem Unterhaltungswert!

  • Es war super!

Trotzdem bangen wir jetzt. Theater im Mai – das ist immer schwierig. Und dann dieses Stück. „Fast Faust“, semantisch mehrdeutig. Ein „Beinahe-Faust“ sowie ein „Schnell-Faust“. Keine Fünf, keine vier Stunden, sondern zwei Mal knapp 45 Minuten plus Pause.

Inhaltlich: die komplette story erzählt, mit den markantesten Mono- und Dialogen des ollen Jöte im Original, aber immer wieder breaks, geschuldet der wahrhaftig komischen Situation, in welcher die beiden Akteure stecken, die den Kraftakt wagen.

Klassik plus Comedy. Wer den Faust sehen will, will vielleicht keine Komik dazwischen, drumherum. Und wer Comedy will, will wahrscheinlich nicht unbedingt die Sprache des Originals (siehe zum Beispiel, was Richard David Precht im Interview dazu sagt).

Das Verrückte: Was uns mächtig Spaß macht, ist nicht unbedingt Massen-kompatibel. Unser Humor muss speziell sein. Oder – die Leute lassen sich nicht auf Sachen ein, von denen sie nicht wissen, ob sie ihnen gefallen.

Vor ziemlich genau 30 Jahren haben wir gespielt: „Die schönsten Liebesszenen der Weltliteratur“. Damals bekamen wir einen Mordsverriss, weil „man nicht einfach Häppchen aus Werken der Weltliteratur zu einem solchen Potpürrée vermischen darf“. Das wollte uns eine Rezensentin untersagen.

Inzwischen ist sowas nu überhaupt nix Besonderes mehr. „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ (rund 120 Stunden Spieldauer auf 90 Minuten komprimiert), „Hamlet“ als „Hamlet 4 You“ für zwei Darsteller umgebosselt, „Die Räuber“ für wahlweise drei oder fünf Akteure umgeschrieben – da müsste unser Stück „Weltliteratur für Eilige“ doch auch akzeptabel sein. Wir sind gespannt.

Posted via email from AuGuSTheater's zentrales blog